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#1

Singende Barbitistes und Diverses aus dem verregneten Kärnten

in Bestimmungsfragen 08.09.2014 08:30
von Christine • 1.229 Beiträge

Hallo!

Aus Kärnten wetter- und zeitmangelbedingt nicht viel Neues, aber gestern ist es mir zumindest das erste Mal gelungen, Barbitistes serricauda beim Singen abzulichten! Man hat fast von jedem Strauch herunter eine gehört (nur im US-Detektor), das war die einzige, die ich auch zu Gesicht bekommen habe.




Und dann war da eine ziemlich seltsame Tettigonia viridissima, die nur Einzeltöne hervorbrachte, wie eine sehr laute fallax. Das Tier wirkte insgesamt sehr langsam und altersschwach, konnte anscheinend auch nicht mehr fliegen, ich vermute, dass das Alter sich auch auf den Gesang ausgewirkt hat. (Rundherum hörte man immer wieder „richtig“ singende cantans und viridissima.)


Pachytrachis gracilis war noch zahlreich vertreten, ebenso Pholidoptera fallax. Die letztere war leicht und häufig zu hören, aber ich habe vereinzelt im US-Detektor ein Geräusch gehört, das dem von Günther und Markus beschriebenen Pachytrachis-Gesang ähnelt, gemeinsam mit dem fallax-Gesang. Kann das hinkommen?


Odontopodisma decipiens waren auch noch einige unterwegs. Könnte der kleine Strauch, auf dem das Pärchen sitzt, eine Grauerle sein, ausnahmsweise war es einmal nicht Rubus.




Conocephalus fuscus war dort auch zu sehen, meistens aber nur zu hören. Im US-Detektor klang es wie Maschinengewehrfeuer, „live“ hört man den Gesang nicht sehr weit, höchstens einen Meter oder so. (Übrigens hab ich an einem anderen Odontopodisma-Fundort (Moosburg) zuletzt auch das erste Mal C. fuscus gefunden, dank des US-Detektors!)


Und dann hab ich noch Bestimmungsfragen bez. Leptophyes und Phaneroptera, da bin ich noch immer unsicher. Ich tippe vorsichtig auf boscii und falcata (falls aus der nicht wirklich lateralen Perspektive überhaupt was geht).





Bei den folgenden Fotos, die ich von Roland Schiegl von der ARGE Naturschutz bekommen habe (aus einem Moor mit Conocephalus dorsalis!), hab ich dasselbe Problem, bitte um Hilfe!
Das sollte L. boscii sein, oder?


Vom Habitat her würde ich falcata vermuten, zum Bestimmen ist die Perspektive wohl nicht brauchbar:


Danke euch und lg
Christine


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#2

RE: Singende Barbitistes und Diverses aus dem verregneten Kärnten

in Bestimmungsfragen 09.09.2014 07:24
von Christine • 1.229 Beiträge

Hallo!

Gestern hab ich in dem Moor zwischen Arnoldstein und Pöckau – neben noch 3 O. decipiens-Weibchen – beide Conocephalusarten gefunden!


Die werden, glaub ich, gewaltig unterschätzt, ich hab auch nur diese beiden Tiere GESEHEN, zu hören waren im US-Detektor viele, aber die Männchen sah ich höchstens vorbeihuschen und ins unter Wasser stehende Moor konnte ich ihnen nicht folgen.

Eine gewaltige Veränderliche Krabbenspinne wickelte gerade eine Lauchschrecke ein und da hab ich gleich eine Botanikfrage dazu, kennt wer diese Pflanze mit den Beeren, die recht zahlreich zwischen dem Schilf stand? Sie diente dieser Spinne, einem großen Rüsselkäfer Lixus sp., Conocephalus und Odontopodisma als Unterschlupf bzw. Sitzwarte. (Bitte Maria oder Wolfgang oder wer es weiß!)





lg
Christine


zuletzt bearbeitet 09.09.2014 07:25 | nach oben springen

#3

RE: Singende Barbitistes und Diverses aus dem verregneten Kärnten

in Bestimmungsfragen 09.09.2014 12:10
von Maria Z • 1.534 Beiträge

Hallo Christine,

die Leptophyes sind alles bosci, das traue ich mich nach meinen vielen heurigen Funden schon zu sagen.
Die Spinne ist - soweit zu erkennen - Araneus quadratus, http://wiki.spinnen-forum.de/index.php?t...aneus_quadratus
Die Pflanze - ich muß da passen, dachte zunächst an den Froschlöffel, aber da stimmt gar nix.

LG
Maria

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#4

RE: Singende Barbitistes und Diverses aus dem verregneten Kärnten

in Bestimmungsfragen 10.09.2014 06:26
von Christine • 1.229 Beiträge

Hallo!

Danke dir, Maria, bei der Bestimmung der Spinne bin ich ja ziemlich daneben gelegen!

Gestern wollte ich einen weiteren O. decipiens-Fundort (Mieger) auf Conocephalus überprüfen und auch dort Volltreffer, wurde sofort beim Einschalten des Detektors vom Geknatter begrüßt! (Wenn man die Lautstärke dann immer weiter runterdreht und dem Geräusch nachgeht, bis man es auch mit freiem Ohr hört, hat man das Viech, tolle Sache! Funktioniert natürlich nur, wenn man dann nicht in einen Sumpf steigen muss wie in Pöckau!)
Wieder ein kleines Video:


Anschließend bin ich noch bei einer 08/15-Wiese in Klagenfurt (allerdings neben dem Naturschutzgebiet Lendspitz/Maiernigg!) stehen geblieben und da hat es sich abgespielt! Aus einer kleinen feuchten Stelle neben einem ca. 10 Meter langen Kanal in der Wiese tönte wieder C. fuscus und es schenkelzickten auch ein paar Stethophyma grossum.
Aber die eigentliche Überraschung war es, „Ch. brunneus“ aus diesem feuchten Habitat zu hören! Und irgendwie waren die „Furze“ auch etwas ausgedehnter, da konnte was nicht stimmen.
Als ich das erste Viech erwischte und die geraden Seitenkiele sah, war klar: Chorthippus albomarginatus! Den hatte ich bis jetzt in Kärnten noch nicht, nur einmal am Neusiedlersee! (Bin nicht ganz sicher, ob bei den Bildern auch ein dorsatus dabei ist, die waren dort auch sehr häufig.)
Ein „Video“ vom Gesang:










Die Pflanze mit den Beeren hab ich dort übrigens auch wieder gefunden. Ich hab eher in Richtung Nachtschattengewächse gesucht, aber da passt auch nichts richtig, vielleicht hat ja noch wer einen Tipp?



lg
Christine


zuletzt bearbeitet 10.09.2014 06:29 | nach oben springen

#5

RE: Singende Barbitistes und Diverses aus dem verregneten Kärnten

in Bestimmungsfragen 10.09.2014 08:33
von Günther • 2.342 Beiträge

Hi Christine,

danke für die schönen Berichte aus dem Süden!

Ich darf Dir wohl zu einer neuen Art gratulieren - in Kärnten sollte eigentlich kein albomarginatus mehr vorkommen, sondern nur Ch. oschei. Allerdings muss ich zugeben, dass das so ziemlich die unbefriedigendste Heuschreckenart ist, die man alleim Anschein nach nur nach dem Balzgesang/-verhalten vom albo sicher auseinanderhalten kann. Dh. wenn man den nicht beobachtet, muss man sich auf die Verbreitung stützen - und DAS! kann sicher ins Auge gehen...

LG,
Günther


zuletzt bearbeitet 10.09.2014 10:22 | nach oben springen

#6

RE: Singende Barbitistes und Diverses aus dem verregneten Kärnten

in Bestimmungsfragen 10.09.2014 09:21
von Maria Z • 1.534 Beiträge

Hallo Christine,

bei der Pflanze handelt es sich um Lysimachia vulgaris/Gew. Gelbweiderich, der Habitus hat mich dann doch auf die Spur gebracht, brauchte nur eine Bestätigung für die Form der Früchte, siehe hier:
http://en.wikipedia.org/wiki/Lysimachia_....2004.0.805.jpg

LG Maria

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#7

RE: Singende Barbitistes und Diverses aus dem verregneten Kärnten

in Bestimmungsfragen 10.09.2014 10:28
von Christine • 1.229 Beiträge

Hallo!

@Maria: danke dir, Lysimachia vulgaris passt hervorragend! (Im blühenden Zustand hätte ich es ev. noch selber erkannt.)

Und @Günther, du machst mich schon wieder narrisch! Jetzt kann ich mich wieder dunkel an die Diskussion albomarginatus/oschei erinnern, aber ich hab mir das damals nicht gemerkt, weil ich mich nicht betroffen fühlte. Und gestern hab ich nur den Roesti gewälzt wegen dem Gesang, hätte mir lieber den Ostösterreichatlas vornehmen sollen!
Dort steht über oschei: „In Mähbrachen halten sich die Tiere großteils in Bereichen mit liegendem, schütter durchwachsenem Mähgut auf.“

Und dort waren sie auch, sieht man auf dem zweiten Habitatfoto sehr gut! Ich fand dann noch eine zweite Stelle, ca. 50 Meter weiter, das war eine Art Komposthaufen mit verrottetem Grünschnitt, auch dort saßen sie dicht an dicht.
Ein seltsames Verhalten hab ich beobachtet: Ein Männchen stocherte mit den Hinterbeinen ständig auf dem Sitzblatt herum, als ob es Schreibmaschine schreiben wollte oder Sauerkraut stampfen oder so. Balzverhalten fiel mir nicht auf. Werde versuchen, das noch zu klären, aber nach den eineinhalb Tagen Sommer ist das Heuschreckenbeobachtungswetter leider auch schon wieder vorbei!

lg
Christine


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#8

RE: Singende Barbitistes und Diverses aus dem verregneten Kärnten

in Bestimmungsfragen 10.09.2014 10:36
von Günther • 2.342 Beiträge

Hi Christine,

Du könntest auch noch versuchen, die Hintertarsen der Männchen zu fotografieren. Die sind beim oschei strahlend weiß, allerdings nicht selten auch beim albomarginatus. Aber wenn sie nicht weiß sind, dann müsste es sich eigentlich um albomarginatus handeln. Was merkwürdig wäre...

Zum Fotografieren genügt auch schlechteres Wetter - die Viecherl lösen sich ja nicht gleich in Luft auf

LG,
Günther

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#9

RE: Singende Barbitistes und Diverses aus dem verregneten Kärnten

in Bestimmungsfragen 10.09.2014 18:27
von Christine • 1.229 Beiträge

Hallo Günther,

die blöde Angewohnheit, die Viecher an den bestimmungsrelevanten Hinterhaxen festzuhalten, rächt sich jetzt. Ein (schrecklich verpixeltes) Foto, wo man die Tarsen halbwegs sieht, hab ich aber, würdest du das als weiß bezeichnen?
Wenn man nicht singende Tiere fotografiert und die Tarsen NICHT weiß sind, könnte es vielleicht ein dorsatus gewesen sein.

lg
Christine

Angefügte Bilder:
Chorthippus albomarginatus 2014-09-09 Klagenfurt Lendspitz 411.JPG

zuletzt bearbeitet 10.09.2014 18:28 | nach oben springen

#10

RE: Singende Barbitistes und Diverses aus dem verregneten Kärnten

in Bestimmungsfragen 10.09.2014 19:51
von Günther • 2.342 Beiträge

Ja das könnte schon als weiß durchgehen, in der Realität schaut das dann noch extremer aus. Dorsatus kann man ausschließen, man erkennt ganz klar die geschwungene Radialader.

Günther

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