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#1

Dalmatien

in Beobachtungen außerhalb Österreichs 08.08.2017 10:00
von Günter Pucher • 668 Beiträge

Hallo Alle !

Eine momentane Hitzewelle mit Höchstwerten zwischen 37° bis 42° und nächtlicher "Abkühlung" auf ~ 27° als Höhepunkt einer Trockenheit die seit Mitte April anhält.

Dem vorausgegangen ist eine 4-tägige Frostperiode im Winter welche die befragten Einheimischen so nicht kennen. Dabei wurden nicht nur viele mediterrane Pflanzen geschädigt. Auf Grund der geringen Individuenzahl bei bestimmten Spezies ( zB Decticus albifons konnte nur einer gehört werden, ansonst eine Nullnummer, bei den Caelifera ließen bis auf 2 Euchorthippus declivus auch alle aus ) werden auch die Eiablagen der Schrecken ( überhaupt der Insekten ) gelitten haben.

Anderseits gab es eine unglaubliche Dichte von Cicada orni wie ich sie noch nie gesehen habe.

Cicada orni



...und ihre Exuvie



Kurz vor Sonnenaufgang intonierten sie ihren Gesang welcher in der Abenddämmerung von Oecantus pellucens und Gryllus bimaculatus abgelöst wurde.

Oecantus pellucens



Bei den Heuschrecken selbst war eine gewaltige Dominanz von Tylopsis liliifolia ( 100e braune Ex, nur 3 grüne )



und Acrida ungarica ( ebenso 100e braune, allesamt larval. Nur 1 adultes, "leider" flugfähiges grünes Ex ) zu erkennen.



Bei den Mantiden konnte ich die finale Adulthäutung von Mantis religiosa beobachten.



Schön zu erkennen die bereits etwas aufgepumpten Flügel...



Und wiederum das Elend mit den Ameles - Arten. Ameles spallanzania soll den Hinterleib nach oben gebogen haben, somit würden "nur"
noch A. decolor und A. heldreichii übrig bleiben...



Die Oothek auf dem Stein täuscht leider ob ihrer Größe, aber mit etwa 8 x 4 mm Ausdehnung stammt sie wohl von keiner M. religiosa...



Da war es mit Empusa fasciata wieder einfacher. Zwar nur eine Larve, aber sie hatte mich gefunden indem sie sich an meiner Hose festhielt. Für´s Familienalbum hab ich ihr einen annehmbaren Platz verschafft, den sie nach kurzem Verweilen in wirklich hoher Geschwindigkeit, verließ.



Nun ein paar alte Bekannte...

Ephippiger discoidalis


Locusta migratoria


Oedaleus decorus


Platycleis ( ohne Nachnamen )


Anacridium aegypticum, Larve


Was sich außerdem als vermeintliche Argiope bruennichi darstellte...



...war dann ihre Verwandte Argiope lobata...a geiles Viech...



Das imposante Radnetz ist um ein Vielfaches größer als bei A. bruennichi, ebenfalls mit dem charakteristischen, Art typischen Zickzack-Muster ausgestattet. Beeindruckend die Zähigkeit der Spinnfäden !!

Und kaum zu Hause angekommen wieder diese Sehnsucht nach diesem Land...



VG S- Günter


zuletzt bearbeitet 08.08.2017 10:06 | nach oben springen

#2

RE: Dalmatien

in Beobachtungen außerhalb Österreichs 10.08.2017 14:47
von Willi • 109 Beiträge

Hallo Günter,
ich denke das ist Platycleis affinis, trotz der Perspektive kann man den "Höcker" an der Subgenitalplatte gut sehen.
willi

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#3

RE: Dalmatien

in Beobachtungen außerhalb Österreichs 27.08.2017 11:55
von WSW • 1.034 Beiträge

Zitat von Günter Pucher im Beitrag #1

Und kaum zu Hause angekommen wieder diese Sehnsucht nach diesem Land...



In deiner geografischen Lage kann ich nur empfehlen: Dann fahr doch einfach wieder runter !

Ich hab es jetzt doch ein paar Tage runter geschafft, mehr für therapeutische Zwecke.
Dalmatien macht es einem leider in der Hauptsaison auch zunehmend immer schwieriger. 37-42° würde ich nur mehr schwer überleben. Leider schreckt das immer weniger Menschen ab. So ist alles bummvoll, auch im früheren Geheimtipp Starigrad noch in der vorletzten Ferienwoche. Wir hatten zwar Glück mit der problemlosen Autobahnfahrt von Wien nach Starigrad. Aber auf der Gegenfahrbahn zwei viele km lange Staus mit Stillstand - ein Wahnsinn. Bin dann gestern zurück die alte Route über Klagenfurt querfeldein durchs Gesäuse - kein Stau, aber dafür auch 11 Stunden mit viel Verkehr...

Unten stellt sich dann heraus, dass die Hundemania sich nun international ausgebreitet hat und die ruhigen, schönen Strände schwer hundeverseucht sind, weil an den Massenstränden Taferln mit Hundeverbot stehen. Man muss vor allem auch beim Insektenfotografieren aufpassen, dass man sich nicht in eine der vielen Hundewürschte legt. Das macht nur mehr eingeschränkten Spaß. Vor 4, ja selbst noch vor 2 Jahren war das alles bedeutend besser.

Gleich am ersten Tag bin ich auf meinem seinerzeitigen guten Platz auf Nasenschreckenjagd gegangen - vergeblich! Erst am 4. Tag habe ich zufällig ein braunes Männchen aufgestöbert, ohne Kamera. Am vorletzten Tag hab ich noch einmal gezielt gesucht und wurde fündig:



Immerhin ein schönes braunes Weibchen! Hab dann noch einige weitere gefunden und sogar gestern noch weiterfotografiert.

Ein sehr schönes grünes Männchen:



An einer dürren Stelle dann dieses angepasste Männchen:



Das Haupthabitat:



Besonders gefreut hat mich dort Hibiscus trionum, der Stunden-Eibisch:



Da muss man schon morgens dort sein, sonst sieht man die wunderschönen Blüten nicht mehr. Nasenschrecken konnte man also finden, doch bedeutend seltener als vor 4 Jahren zur selben Zeit. Für mich sind das Hammerviecher, egal, wie häufig oder verbreitet die im Süden sind.

Am Morgen ist der Strand noch ruhig und hundefrei - mit Blick zur Großen Paklenica:



Blick zur Kleinen Paklenica vom Strandgelände aus: Auf den Gipfel dahinter wollte ich früher immer rauf, da gibt´s sicher auch Heuschrecken. Daraus wird aber nix mehr.



Im Strandbereich zwischen diversen Salzpflanzen auch Heuschrecken, z.B. Decticus albifrons, Conocephalus fuscus, Calliptamus italicus, Oedipoda caerulescens und vor allem auch Aiolopus strepens (bei der mir wenig bekannten Art hab ich als Halbsteirer noch immer unangenehme südsteirische Forums-Reminiszenzen..., hab die Art aber trotzdem fotografiert



Auch ein für mich unbestimmbarer Chorthippus hielt sich dort auf - vielleicht traut sich ja jemand drüber?



Hab dann in der Fortsetzung des Strandgeländes noch einige weitere Schrecken gefunden, die ich nur z.T. bestimmen konnte.

Insgesamt nur genau 2 Stück Pezotettix giornae:





Der könnte ein Chorthippus vagans sein?



Bei dem bin ich mir nicht sicher: Vielleicht ein Weibchen von Ch. vagans, sieht aber eher mehr nach Omocestus aus? Es hatte gleich daneben getickt, aber ich habe kein Männchen von O. rufipes gefunden.



Und dieser kleine Kurzfühler auf einem dürren Brachegelände, der wie ein Omocestus haemorrhoidalis aussieht, aber doch viel zu langeflügelig ist...



Soweit eine Zusammenschau meiner geringen orthopterologischen Bemühungen letzte Woche

VG Wolfgang

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#4

RE: Dalmatien

in Beobachtungen außerhalb Österreichs 29.08.2017 13:59
von Günther • 2.335 Beiträge

Servus Wolfgang,

danke für den interessanten Bericht!

Bei den unbestimmten Kurzfühlern kann ich auch nur raten bzw. mein Gefühl befragen.
Zu erwähnen ist als erstes, dass ja ab Istrien südwärts Ch. brunneus von Ch. bornhalmi abgelöst wird.

Wiewohl ich mit den morphologischen Merkmalen von Ch. vagans (sprich mit dem Tympanalorgan) nach wie vor auf Kriegsfuß stehe, würde ich den ersten dennoch am ehesten als diese Art ansprechen.

Bei den beiden nächsten umbestimmten sehe ich auf jeden Fall zwei Omocesten, rufipes ist da aber glaub ich nicht dabei. Ich hätte sie am ehesten als haemorrhoidalis bestimmt, wenngleich die Flügel bei beiden doch sehr lang sind...

Und am letzten Foto bin ich mir nicht ganz sicher, ob ich da den Präcostallappen sehe, einbilden tu ich ihn mir aber. Wenn das stimmt, könnte das ja vielleicht der erwähnte Ch. bornhalmi sein?

Aber wie gesagt, das ist alles unsicher, vielleicht lieg ich auch bei jedem einzelnen daneben. Im Süden haben die Tiere ja teilweise ganz andere Färbungen als bei uns, da tut man sich als Mitteleuropäer ohne viel Mittelmeererfahrung schwer...

edit: Beim grünen nehme ich haemorrhoidalis zurück und schwenke doch auf rufipes um.

LG,
Günther


zuletzt bearbeitet 29.08.2017 17:37 | nach oben springen

#5

RE: Dalmatien

in Beobachtungen außerhalb Österreichs 29.08.2017 16:21
von Günther • 2.335 Beiträge

...und wenn beim letzten kein erweitertes Präcostalfeld vorhanden ist, bin ich für einen (recht langflügeligen) haemorrhoidalis.

LG,
Günther

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#6

RE: Dalmatien

in Beobachtungen außerhalb Österreichs 29.08.2017 16:59
von hospiton • 2.719 Beiträge

Hallo!

Ohne ein bessere Idee zu haben, erhebe ich wieder meine Stimme (aber das seid Ihr ja schon gewöhnt): das mit haemorrhoidalis kann ich nicht so recht glauben, weil
- z. B. in Südfrankreich ist das eines der wenigen sicheren Abgrenzungen zum raymondi, dass bei Ersterem die Flügel nur knielang sind und ich hab noch nichts von makropteren Omha gelesen - lasse mich gerne eines besseren belehren.
- dieser Seitenkiel sieht zu wenig geknickt aus oder ist das die Perspektive, dafür sieht man im vorderen Teil eine nach aussen divergierende Linie (???).

Aber nachdem der Balkan nicht meine Ecke ist, halte ich lieber den Mund!

Werner


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#7

RE: Dalmatien

in Beobachtungen außerhalb Österreichs 29.08.2017 17:00
von WSW • 1.034 Beiträge

Danke Günther!

Also von vorne: Der erste ist sicher ein Chorthippus und ich hab ein wenig an bornhalmi gedacht bei dem, weiß aber nicht, ob er groß genug war und ob der so stark behaart ist.

Die nächsten 2 (M+W) haben mich gleich an vagans erinnert, von Größe und Färbung. Aber das"Praecostalfeld passt gar nicht zu Chorthippus, ist nur so ein leichter Schwung ohne Adern. Also eher ein Omocestus, aber welcher? Ich hab dort ein leises Ticken gehört, wie es glaub ich ein rufipes macht (schon ewig nicht mehr gehört, ich hab die Art noch nie in Ö gesehen!).



Der letzte hingegen war derartig klein, dass Chorthippus faktisch ausscheidet. Kein Praecostalfeld (nur leichter Schwung), aber sehr langflügelig. Es kann eigentlich, wie du auch schreibst, nur ein haemorrhoidalis sein, wenn auch untypisch langflügelig.

VG Wolfgang

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#8

RE: Dalmatien

in Beobachtungen außerhalb Österreichs 30.08.2017 19:09
von @strid • 64 Beiträge

.

Wie ich lesen kann, sind hier Fachleute unter sich. Dennoch möchte ich mich ganz kurz zu Wort melden um zu schreiben, dass (ich zitiere den Text zum Bild)

"...An einer dürren Stelle dann dieses angepasste Männchen..."

einfach sensationell aussieht! Da gratuliere ich besonders! Zum Fund, wie zum Foto.

.


zuletzt bearbeitet 30.08.2017 19:10 | nach oben springen

#9

RE: Dalmatien

in Beobachtungen außerhalb Österreichs 30.08.2017 20:09
von Günter Pucher • 668 Beiträge

Hallo Alle, hallo Wolfgang !

Zitat
In deiner geografischen Lage kann ich nur empfehlen: Dann fahr doch einfach wieder runter !




Also ab nach Istrien.
Hab ich auch prompt gemacht. Als Du das geschrieben hast (11:55), hab ich grad den Willi aus Trget angerufen (11:54 lt. Handy). Dort mündet der Fluß Rasa/Ria in die Bucht von Trget. Mußte ihm vom Aufeinandertreffen von Bienenfressern und Alpenseglern ( ~ 50:50 ) live berichten.

Hab auch gedacht, dass ich dort die ruhige Kugel schieben kann. Aber der Tourismus hat dieses Land fest im Würgegriff. Einheimische wenige, jeder Zweite ein Deutscher oder Italiener. Danach folgen CZ, SK und PL - gemeinsam habens die Plastikpatscherl aus China !

Also da kannst als "Steirer mit dem Insektennetz" nur ins Hinterland abdampfen. Und das umgeschnallte Fernglas in der Nähe eines "Wild-FKK-Strandes" kommt sicher auch nicht gut...

Erwähnenswert sicherlich eine rote Tylopsis liliifolia



Anacridium aegypticum (Larve) auf Wacholder...(hört sich an wie ein Gericht beim Haubenkoch)



Oder die Larve von Locusta migratoria



und einmal adult



...ein wunderschöner Bläuling...kann den jemand bestimmen ?



Wegen Chorthippus bornhalmi muß ich noch recherchieren...hab eine Gesangsaufnahme gemacht, aber mein Diktiergerät macht Faxen...

Gruß S-Gü


zuletzt bearbeitet 30.08.2017 20:10 | nach oben springen

#10

RE: Dalmatien

in Beobachtungen außerhalb Österreichs 30.08.2017 20:24
von @strid • 64 Beiträge

.

Bei deinem gezeigten Bläuling könnte es sich um einen Hauhechel-Bläuling handeln

.

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