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Parapleurus alliaceus auf 2450m?
in Beobachtungen in Österreich 23.08.2012 21:16von Daniela • 6 Beiträge
Hi!
Ich bin neu im Forum und möchte euch allen ein Kompliment machen - die Beiträge sind wirklich sehr interessant und meine Fragen wurden sofort und sehr freundlich beantwortet (danke Wolfgang )!!
Ich würde gerne eure Meinung zu folgendem Thema hören:
Vergangene Woche war ich in Fiss, beim besagten Schönjöchl, um A. variegatus zu finden, das leider nicht geklappt hat . Allerdings hab ich auf ca. 2450m Höhe eine Parapleurus alliaceus, ein Weibchen, gefunden. Das kann doch nicht sein, oder? Ich hatte leider nicht Zeit, nach mehr Exemplaren zu suchen. Diese braune Färbung ist mir bis jetzt nicht untergekommen. Ich hab sie zum Untersuchen kurz eingetütet - Foto daher bitte nicht auf Qualität prüfen!
Ein Foto vom Lebensraum:
Glaubt ihr, dass die aufgrund eines anthropogenen Einflusses (viele Touristen - Verschleppung) hier raufgekommen ist und ein Einzelnachweis bleibt - oder dass die tatsächlich hier existieren kann?
Bin schon gespannt,
lg
Daniela
RE: Parapleurus alliaceus auf 2450m?
in Beobachtungen in Österreich 23.08.2012 21:57von hospiton • 2.740 Beiträge
Hallo Daniela!
Freut uns, eine weitere weibliche Orthopterologin begrüßen zu dürfen! Ja, die Bestimmung stimmt auf jeden Fall, bzgl der Höhenverbreitung wird Thomas sicher Genaueres dazu sagen können, aber ist wirklich ungewöhnlich! Es gibt zwar Fundmeldungen aus dem Raum Landeck und auch aus dem Oberinntal, wo genau weiß auch Thomas genauer. Aber bei der Ausbreitungstendenz dieser Art in den letzten Jahren wundert mich gar nichts, sind auch recht mobile Tiere. Schade, dass Du nicht mehr Zeit hattest um die Häufigkeit zu überprüfen!
LG
Werner
RE: Parapleurus alliaceus auf 2450m?
in Beobachtungen in Österreich 23.08.2012 22:28von Günther • 2.342 Beiträge
Ma Daniela, das ist ein hammermäßiger Lebensraum dort! Ich kann Dir gar nicht sagen, wieviel lieber ich momentan genau dort wäre als im vor Hitze geplagten Wien...
Wie Werner schon angemerkt hat, ist die Bestimmung natürlich richtig. Ich möchte eine Verschleppung aber ebenso ausschließen, denn es wäre recht ungewöhnlich, dass ein so braunes (was zwar vorkommt, aber dennoch nicht die Norm ist) und zugleich äußerst langflügelig wirkendes Tier "Opfer" einer anthropogenen Ausbreitung geworden ist (schaut ja fast nach Höhenform aus).
Europaweite höchste Fundorte der Art kenne ich nicht, aber es ist auf jeden Fall bemerkenswert, dass nicht mal in den wärmegetönten Schweizer Gebirgen die Lauchschrecke in auch nur annähernde Seehöhen vordringt - im Schweizer Atlas ist von maximal knapp über 1200 m die Rede - gleich doppelt so hoch ist wirklich sehr ungewöhnlich!
Insofern bin ich mir eigentlich fast sicher, dass es auch in Österreich bei weitem keine derart hohen Sichtungen der Lauchschrecke (die mittlerweile übrigens Mecostethus parapleurus heißt) gibt, aber da wird eben sicher Thomas genauere Auskünfte geben können. In Ostösterreich liegen die höchsten Fundorte laut Verbreitungsatlas überhaupt nur auf etwas unter 800 m - was aber natürlich klimatisch etwas weitaus anderes ist.
Wie man sieht - die Tiroler Heuschrecken sind immer für Überraschungen gut, da kommt in der nächsten Zeit sicher noch einiges mehr!
Viele Grüße,
Günther
RE: Parapleurus alliaceus auf 2450m?
in Beobachtungen in Österreich 24.08.2012 10:36von Daniela • 6 Beiträge
Ich bin ja von Mieming, und dort kommt die Lauchschrecke häufig vor - sind in fast jedem Trockenrasen und Halbtrockenrasen (also nicht der klassische Lebensraum, den man erwarten würde) zu finden - auch höher als 800m. Aber hab auch bei den Schweizern nachgesehen und dort kommt die Lauchschrecke nie im alpinen Bereich vor.
Ja, Günther, Tirol ist wirklich schön , aber Fiss war eine Herausforderung für mich. Wie Wolfgang in seinem Westtirol-Bericht geschrieben hat, dort ist es wirklich animationsverseucht...aber ich muss eh noch einmal hin - variegatus lässt mir keine Ruhe...dann werd ich nochmal nachschauen, ob ich die Lauchschrecke auch wieder finde! Sieht wirklich nach einer Höhenform aus, hab ich mir auch schon gedacht !
Mecostethus parapleurus stimmt natürlich - ich bin einfach den alten Bellmann (ich mein natürlich das Buch ) gewöhnt.
Und für Günther im heißen Wien, ein Foto vom heißen frigida-Sex auf 2350m Höhe . Foto hab ich vorgestern beim Sechszeiger, Jerzens, Pitztal aufgenommen, da war ich gerade als ökologische Baubegleitung tätig und hab ein bissl auf die Schrecken geschaut.
lg
Daniela
RE: Parapleurus alliaceus auf 2450m?
in Beobachtungen in Österreich 26.08.2012 20:55von Thomas Z-K • 738 Beiträge
Liebe Daniela!
Das ist wirklich ein schöner Einstieg - die Bohemanellas und dann ein absoluter Höhenrekord! Die Lauchschrecke ist derzeit eine der großen Klimagewinner und hat ein ordentliches Ausbreitungspotential. Gerade die gut flugfähigen Arten können ganz schön rasch an Höhe gewinnen, ich glaube auch, dass die nicht mit der Seilbahn oder in einem Wandererrucksack dorthin geraten ist.
Als Hüter der Datenbank versuch ich das ein wenig in den Rahmen zu stellen - die Lauchschrecken-Nachweise in Österreich liegen zu 90 % unter 690 m, zu 95 % unter 800 m - sie ist einfach eine klassische Art der Tieflagen, und - wie Du von Mieming beschreibst - im Westen durchaus eher auf Halbtrockenrasen, im Pannon aber doch weitgehend eine Feuchtgebietsart (hat wohl klimatische Gründe). Über 1000 m gibts doch immerhin 44 Nachweise aus den westlichen und südlichen Bundesländern (aber nicht in Oberösterreich). Fünfmal wurde sie schon richtig "alpin" über 1500 m gefunden und der bisherige Rekordhalter war im Hitzejahr 2003 an der Leutkircher Hütte bei St. Anton am Arlberg auf 2000 m (C. Fiedler im Archiv Armin Landmann), ein ebenfalls sehr langflügeliges Tier. Auffallend ist, das von den 30 höchsten Nachweisen 25 aus den letzten 10 Jahren stammen.
Liebe Grüße
Thomas
RE: Parapleurus alliaceus auf 2450m?
in Beobachtungen in Österreich 26.08.2012 21:59von WSW • 1.034 Beiträge
So jetzt einmal die versprochenen Hinweise zur genauen Fundstelle. Im Umkreis der roten Markierung habe ich meine Keulenschrecken gefunden. Dort Nase auf den Boden und nicht aufgeben, heitßt die Devise!
Hier der Blick über die exakte Fundstelle - linke Bildhälfte bis hin zu den Wanderern, dahinter die Drehbank als Orientierungshilfe:
So müsste es beim nächsten Versuch klappen - die Viecher sind gewiss noch dort, die sind ja sicher schon ein paar 1000 Jahre dort .
VG und viel Glück!
Wolfgang
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