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Hallo allerseits!
Wie manche von euch sicher wissen, waren Günther und ich letzte Woche von Mittwoch bis Samstag in Kärnten unterwegs um Kartierungslücken zu füllen. Unterstützt wurden wir von Gerald Ochsenhofer (herpetofauna.at), Franz Essl und Andi Kleewein....war vorweg eine sehr nette Runde!!!
1. Tag:
Am Mittwoch sind wir(Günther, Gerald und ich) nach der Ankunft in Kärnten und einem kurzem Aufenthalt im Reptilienzoo geradewegs auf die Nockenalmstraße(mit dem Auto). Sehr bequeme und schnelle Art in den Bergen weiter zu kommen ;) Trotz massenhaft wunderbar aussehender Habitate, war es orthopterologisch zumindest dort wo wir unterwegs waren leider wenig ertragreich...ist aber eventuell auf das miese Wetter zurückzuführen.
Arten:
Ph. aptera
T. bipunctata kraussi
Eu. brachyptera
M. carinthiaca
O. viridulus
St. lineatus (immehin auf knapp 2100m!)
G. sibiricus (ein Weibchen welches Günther glaub ich nur gefunden hat weil er es sich lange genug eingeredet hat )
Ch. brunneus
Ch. parallelus
Herpetologisch war es am ersten Tag aus meiner Sicht spannender. An der zweiten von drei Stellen ist Gerald in den ersten 10 Minuten auf eine Kreuzotter gestiegen...beiden ist aber nichts passiert. Kurz darauf kam noch ein V. berus-Fund von Günther. Die Steine hatten so viel Wärme gespeichert, dass es den Tieren reichte um trotz der kühlen Temperaturen draußen zu liegen ;)
Hier ein Habitatbild von der Gegend...man beachte das Wetter!
Ein paar Fotos zur Untermalung:
Ch. parallelus - Weibchen....Höhenform!!!
T. bipunctata kraussi
eventuell Gentianella sp.
2. Tag
Am Donnerstag haben Günther, Gerald, Franz, der schon am Vorabend zu uns gestoßen ist, und ich uns in Ferlach mit Andi Kleewein getroffen. Ziel des Tages war der Gipfel des Ferlacher Horns und Kontrolle des St. nigromaculatus - Vorkommens das Günther letztes Jahr anhand eines zufälligen Fotos von einem Weibchen ausfindig gemacht hat.
Am Weg kamen wir an dieser Stelle vorbei:
Im Jahr davor hatte Günther hier Antaxius difformis gefunden. Leider, wiedermal wetterbedingt, nicht auffindbar. Dafür ist Andi ein interessanter Fund von einem Saitenwurm gelungen. Man weiß über die Tiere, die ja nicht unbedingt aussehen als wären sie welche, so gut wie nichts! Aber Andy wusste soviel, dass er mit den Tieren hier sogar gerechnet hat!
und so sieht er aus, der Saitenwurm....wenn er sich nicht bewegt hätte, hätte ich gedacht dass jemand seinen nicht fertig gegessenen Vorabend-Spagetti-Teller in der Lacke gereinigt hat.
Und in diesen Lacken lebt er:
sehr spannend wie ich finde!
Kurz vor dem Anstieg des Ferlacher Horns hat Franz dann dieses junge Rotkehlchen am Wegrand entdeckt...sehr herzig der Piepmatz ;)
Und so sah sie aus, die südexponierte Wiese auf der wir nach einem kurzen Umweg, dann tatsächlich St. nigromaculatus entdeckten! Und somit ist der Erstnachweis für Kärnten sattelfest ;)
Hier ein Männchen das eine aus meiner Sicht jetzt nicht gerade die typische Stni-Färbung aufweist...Höhenform???
Auf diesen ebenfalls südexponierten Weiden war der Schwarzfleckige Grashüpfer ebenfalls akkustisch wahrzunehmen.
nicht sonderlich typisch wie ich meine für jemanden der bisher nur die östlichen Vorkommen auf den trockenen Magerrasen gesehen hat. Die Autoren von die Heuschrecken der Schweiz beschreiben aber ebenfalls solch hochgelegene Vorkommen in der Schweiz.
Auf der selben Stelle konnte ich auch eine für mich in Österreich noch unentdeckte Art ausfindig machen... O. rufipes ;)
Beim Anstieg hat dann Gerald auf 1400 m, auf einer dicht bewachsenen Waldlichtung, eine Ruspolia nitidula - Larve entdeckt. Auf der selben Lichtung hab ich beim Abstieg direkt neben dem Weg im Regen Poecilimon gracilis auf einem Tollkirschenstrauch entdeckt ;) eine weitere neue Art für mich.
Kurz vor dem Gipfel hat uns Günther zwei Birkhühner gezeigt die er ausfindig gemacht hat:
Am Gipfel gabs noch eine kurze Pause bis der Regen angefangen hat und wir mit Ertönen des ersten Donnergrollens blitzartig wieder Richtung Tal geflüchtet sind.
Pausenfoto in der Regenwolke. von links nach rechts: Gerald, Andi(weiß), Franz(grau) und ich ohne Unterschenkel ;)
Oben war es ohnehin leider sehr artenarm. Lediglich M. brachyptera, O. viridulus G. rufus waren dort unterwegs...eventuell habe ich ein oder zwei Arten vergessen. Bitte ergänzen.
Insgesamt waren es über den Tag verteilt dann doch ein Paar Arten die wir gefunden haben:
B. serricauda
L. boscii
P. gracilis
M. thalassinum (Exuvienfund!!!!)
R. nitidula (1400 m!)
T. cantans
D. verrucivorus
M. brachyptera
M. roeseli
Ph. aptera
Ph. griseoaptera
Ph. fallax
Gr. campestris
T. tenuicornis
P. pedestris (ein einziges dickes Weibchen im Tal)
Ps. stridulus
Eu. brachyptera
G. rufus
O. viridulus
O. rufipes
St. nigromaculatus
St. lineatus
Ch. biguttulus
Ch. brunneus
Ch. mollis
Ch. parallelus
Ch. dorsatus
War ein sehr netter Exkursionstag mit 5-köpfiger Gruppe. Hätte nichts dagegen das an anderen Stellen mit gleicher Crew zu wiederholen.
3. Tag
Wieder zu dritt haben wir uns am Sonntag richtung Kleinalpl, einen über 1700 m hohen Ausläufer der Koralpe, aufgemacht.
Auf großflächiger Kuhweide hüpften dort zu meiner Freude T. bipunctata kraussi, St. stigmaticus und sogar M. maculatus herum.
Ein sehr dunkel gefärbtes Männchen der Gefleckten Keulenschrecke
Rötlich gefärbtes Weibchen
St. stigmaticus
Auch in braun
T. bipunctata kraussi
O. viridulus- Weibchen
Aber auch andere Dinge wussten zu begeistern. So wie diese Kuhflade ;)
Auf der saßen und paarten sich nämlich Dungfliegen, die eigentlich ziemlich nett aussehen
In einer vernässten Wiese, etwas weiter oben, hüpfte dann auch M. brachypteras herum.
Spannend war auch der Fund einer einzelnen Oe. caerulescens auf ca. 1600m
Am Gipfel angekommen war dann plötzlich M. carinthiaca anwesend.
Außerdem spannend war, dass nur direkt neben dem Gipfelkreuz eine Zootoca vivipara zu finden war :)
und so hat es auf dem Plateau ausgesehen:
Wieder weiter unten haben wir, bevor es in Strömen zu schütten begonnen hat, noch auf einer kleinen Wiese mit Forstweg, Gebüschen und Waldrand noch weitere Arten ergattern können. Auch eine weibliche Zauneidechse konnten wir ausmachen.
Am Klippitztörl haben wir noch erfolgreich nach Isophya brevicauda ausschau gehalten(also getwitched ). Leider ist mir genau an der Stelle mein Akku ausgegangen und ich konnte von meiner dritten neuen Art auf dieser Reise bei schönstem Sonnenuntergangslicht kein Foto machen...wirklich zum heulen!!! Netter Weise hat Gerald ein Weibchen, welches er sich davor noch als besonders leckeres Eidechsenfutter vorstellte, fotografiert und für den Beitrag gespendet. Vielen Dank dafür.
I. brevicauda
Zusammengefasst nochmal alle Arten des Tages:
I. brevicauda
R. nitidula
T. cantans
Pl. grisea
Ph griseoaptera
M. roeselii
M. brachyptera
T. bipunctata kraussi
T. tenuicornis
M. carinthiaca (wirklich nur im Gipfelbereich)
Oe. caerulescens
M. parapleurus
Eu. brachyptera
O. viridulus
St. lineatus (rosa Männchen)
St stigmaticus
G. rufus
M. maculatus
Ch. biguttulus
Ch. mollis
Ch. dorsatus
Ch. parallelus
4. Tag:
Am Samstag hatten wir nur mehr den Vormittag Zeit um uns noch nach Hornvipern umzusehen. Dabei konnte ich meine ersten Schlingnattern sehen..endlich :) und dann gleich drei davon!!!
Insgesamt 4 V. ammodytes konnten wir entdecken. Eine von denen hat sich sogar herrlich fotografieren lassen. Die Fotos muss bitte Günther oder Gerald spenden, da meine leider nix geworden sind :(
Nebenbei waren aber auch Schrecken zu finden:
L. boscii:
E. ephippiger
Aber das absolute Highlight kam wirklich am Schluss! Gerald hat auf der Suche nach Schlingnattern, denke ich, große Rindenstücke umgedreht und plötzlich völlig unmotiviert gesagt: "Ah, ein Höhlenschreck". Und tatsächlich die 4te neue Art für mich völlig überraschend :)
T. cavicola
Gefunden hat Gerald sie hier:
Unglaublich!!
Und somit endet hier der Marathonbericht von unserer diesjährigen Kärnten-Exkursion. Trotz oft weniger gutem Wetter: Schä woas!
Hoffe nächstes Jahr geht sich ein ähnliches Projekt aus. Neue Ziele hätte ich schon zur Genüge im Kopf :)
Tut mir leid, dass der Bericht so lang wurde, aber ich wusste nicht wie ich die ganze Info kompakter verfassen hätte können.
Grüße, Markus
Hallo Markus!
Na endlich der langersehnte Beitrag, und:
Zitat
Tut mir leid, dass der Bericht so lang wurde, aber ich wusste nicht wie ich die ganze Info kompakter verfassen hätte können.
Sowas gibt's nicht, zu lange Beiträge....!
Frechheit, Du auch 4 neue Arten, schön langsam wird's eng für mich - aber dafür werde ich ja mit Euren tollen Fotos entschädigt!
LG
Werner
Danke für den schönen Bericht, Markus!
Ein paar Sachen möchte ich noch anmerken:
Stenobothrus nigromaculatus:
An diesem südexponierten beweideten Halbtrockenrasen, den Markus als erstes reingestellt hat, waren ca. 5-10 Männchen zu hören (Weibchen konnten wir trotz angestrengter Suche komischerweise keines finden), ebenso nur hier Ch. mollis, den wir sonst nirgends in diesen Tagen fanden. Ist also somit sicher ein Sonderstandort, bei dem es fast verwundert hat, dass nicht auch Omocestus haemorrhoidalis rumsprang. Aber das wäre dann wohl doch zu viel des Guten gewesen;-). Da wir keinen nigro-Beleg mitgenommen haben, im Anhang noch ein akustischer Beweis.
Dann möchte auch noch ein Habitatbild reinstellen, und zwar vom Fundort von S. stigmaticus (überall häufig), M. maculatus (nur vorne am Wegrand) und T. b. kraussi (ebenfalls nur vorne am Wegrand) am Südfuß des Kleinalpls. Die Weide war riesengroß, die Stenobothrus-Population sicher dementsprechend! Nach Osten Richtung Steiermark kommen offenbar beide Arten (stigmaticus und maculatus) recht flächendeckend vor, die Funde passen sich also gut ein.
Hier noch eine Keulenschrecke von dort, als Beispiel für die unglaubliche farbliche Variationsbreite (vgl. das dunkle und rötliche Tier von Markus). Die Körperfarben finden sich 1:1 in der Vegetation im Hintergrund.
Der umliegende Wald war der schönste Schwammerlwald, den ich je gesehen hab! So viele, große und schöne Steinpilze sind mir noch nie untergekommen!
Troglophilus:
Im Grenzgebiet zwischen Kärnten und der Steiermark nördlich von Friesach konnte ich bis jetzt 3 Mal Kollars Höhlenschrecke sehen (zweimal davon von Gerald gefunden). Jeder dieser drei Funde war außerhalb irgendeiner Höhle, einmal unter angehäuften Dachschindeln, einmal unten Rindenstücken und einmal im Wald auf einem Holzstoß. In diesem Zusammenhang möchte ich nur darauf hinweisen, dass man fälschlicherweise bei dem Wort "Höhlenschrecken" sofort annimmt, dass die Tiere nur in Höhlen leben, denn das tun sie bekanntlich nicht, sondern besiedeln vielerlei Arten von Spaltensystemen, also auch große unverfugte Mauern (siehe Baur & Roesti) oder größere Ansammlungen von lose umherliegendem Material. In den Wintermonaten finden sich auch bestimmt nicht alle Höhlenschrecken nur in Höhlen ein, sondern nützen ebenso unterirdische Gänge, Verzweigungen etc. Was ich damit sagen will: In potenziellen Troglophilus-Gebieten ist man nicht zwingend auf das Aufsuchen von Höhlen im Winter angewiesen, sondern kann auch im Sommer an entsprechenden Stellen fündig werden! Deshalb sollte man die Kartierung von Höhlenschrecken vielleicht besser den Fledermauskundlern (Winter) und den Herpetologen (Sommer) überlassen – wir Heuschreckenleute übernehmen im Gegenzug die Wiesenotter;-)
Und zu guter Letzt noch die von Markus erbetene, wunderschön daliegende Hornotter – ein herrliches Männchen:
LG,
Günther
Dateianlage:
Hall Florin!
Zitat
Ein Chorthippus montanus kommt nicht in Frage?
An den hab ich gar nicht gedacht und gesungen haben die leider nicht, weil es zu kalt war...wäre mir eigentlich die liebste Erklärung da mich diese Höhenform sowieso ziemlich verwirrt!
Letztes Jahr hatten wir auf der Gerlitzen und Günther später auch im Alleingang, gesangtechnisch astreine Ch. parallelus - Männchen deren Weibchen teilweise verwirrend lange Flügel und überhaupt einen bulligen Körperbau aufwiesen. Wir dachten damals kurz an Ch. alticola, aber der Gesang passte einfach nur zu Ch. parallelus. parallelus-Höhenform
Aufgrund dieser Erfahrung habe ich die Tiere auf der Nockalmstraße, eigentlich leichtsinnig, als solche bestimmt...vielleicht hat der Günther zufällig die Flügellänge der Männchen kontrolliert oder singen gehört???
Danke für den Hinweis
Grüße, Markus
Hallo,
die langflügeligen Weibchen vom Geierkogel letztes Jahr hab ich alle anhand der Legeröhre kontrolliert, das sind auf jeden Fall parallelus. Bei den Tieren heuer auf der Nockalm hab ich nicht darauf geachtet, aber ich bin mir trotzdem ziemlich sicher, dass es keine montanus waren, da erstens der Lebensraum nicht passt (Weide/Zwergstrauchheide, nicht feucht) und ich zweitens ein paar wenige parallelus-Gesänge dort oben gehört hab (die definitiv nicht montanus waren, den kenn ich inzwischen recht gut).
Aber man muss natürlich immer genau schauen, das haben wir vielleicht etwas verabsäumt.
LG,
Günther
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