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#1

Rote Kurzfühlerschrecke im Hochschwarzwald

in Bestimmungsfragen 04.09.2011 15:29
von bkleine • 22 Beiträge

Hallo,
eine Vorstellung bei dieser ersten Meldung ist angebracht: Ich bin Biowissenschaftler und fotografiere seit vier Jahren um das Naturschutzgebiet Ursee vor meiner Haustüre in Lenzkirch im Hochschwarzwald: Urseetal-Seite

Heute eine Kurzfühlerschrecke mit roter Färbung fotografiert, die ich in der Wikipedia nicht finde, wahrscheinlich wegen der roten Färbung. Bitte um Hilfe!
Fundort: Lenzkirch, Urseetal, Hochschwarzwald 3.Sept.2011

Angefügte Bilder:
TRAS9649.JPG
TRAS9650.JPG
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#2

RE: Rote Kurzfühlerschrecke im Hochschwarzwald

in Bestimmungsfragen 04.09.2011 16:29
von Markus S. • 436 Beiträge

Hallo bkleine

Die Schrecke auf den Fotos ist eine der drei Arten der Biguttulus - Gruppe, Chorthippus biguttus, Ch. mollis oder Ch. brunneus. Es handelt sich auf alle Fälle um ein Weibchen, was es leider sehr schwer macht sie genau zu bestimmen. Die Färbung hilft da leider auch nicht weiter, da vor allem die Weibchen bei den Heuschrecken (vorallem bei manchen Kurzfühlerarten) sehr variabel gefärbt sein können. Rot-, Pink- oder Lilatöne können da schon mal vorkommen...Farbmorphen

Mein Tip: Mehrere Tiere fotografieren und ins Forum stellen. Ein Männchen wird dann schon dabei sein, das sich bestimmen lässt. Seitliches Bild des gesamten Flügels wäre am Besten zur Bestimmung geeignet....aber das ist leider oft nicht so leicht zu erreichen

Grüße, Markus


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#3

RE: Rote Kurzfühlerschrecke im Hochschwarzwald

in Bestimmungsfragen 04.09.2011 16:47
von bkleine • 22 Beiträge

Hallo Markus,
danke für den Hinweis! Dann muss ich mich mal schlau machen, was hier oben alles krabbelt. Vielleicht läßt sich dadurch die Wahl eingrenzen.

Grüße Bernhard

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#4

RE: Rote Kurzfühlerschrecke im Hochschwarzwald

in Bestimmungsfragen 04.09.2011 21:35
von Günther • 2.336 Beiträge

Hallo Bernhard,

ein herzliches Willkommen!

Markus hat das Wesentliche ja schon gesagt. Etwas eingrenzen kann man aber sicher, wenn man sich die schönen Deutschland-Verbreitungskarten auf der Homepage der DGfO (Deutsche Gesellschaft für Orthopterologie) anschaut - laut diesen kommt Ch. mollis nicht in der unmittelbaren Umgebung von Lenzkirch vor (Ch. mollis in Deutschland). Blieben also noch brunneus und biguttulus. Tendenziell würde ich auf brunneus tippen, ich hab schon öfter (u.a. heute bei Linz) solche rotbraunen Weibchen von dieser Art gesehen. Aber wie Markus schon geschrieben hat - die Färbung ist sehr variabel, also ist wohl auch biguttulus nicht auszuschließen. Bin gespannt, was letztlich dabei rauskommt!

Viele Grüße,
Günther

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#5

RE: Rote Kurzfühlerschrecke im Hochschwarzwald

in Bestimmungsfragen 04.09.2011 22:09
von bkleine • 22 Beiträge

Hallo Günther,

damit sind es nur noch zwei Arten, die in Frage kommen. Danke auch für den freundlichen Empfang. Nachdem ich mich vor allem mit den Tagfaltern hier in und um das NSG auseinander gesetzt habe, habe ich in diesem Jahr auch mal angefangen, Heuschrecken zu fotografieren. Bis zum Heuschreckenführer hat es noch nicht gereicht, aber nachdem ich dieses Forum gefunden habe, werde ich mich sicher vertrauensvoll immer wieder an Euch wenden.

Was mich an der Beschreibung von beiden Arten überrascht hat, ist die Länge. Sowohl Ch brunneus und Ch.biguttulus sind in der Wikipedia mit 20 - 25 mm bei den Weibchen angegeben. Das ist etwa meine Daumenbreite. Das Tier, das ich fotografiert habe, war aber sicher 1 cm länger. In Anbetracht der Tatsache, dass diese Schrecken nicht mehr wachsen und die finale Länge durch die Häutungsregulation bestimmt wird (ich habe das Buch Hormone und Hormonsystem geschrieben und mich dort auch über Häutung und Wachstum bei Insekten ausgelassen), halte ich 1 cm Differenz für ziemlich viel. Habt Ihr dazu andere Informationen? Von wo bis wo wird die Länge eigentlich gemessen? Kopf bis Hinterleib, denke ich, oder?

Viele Grüße

Bernhard

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#6

RE: Rote Kurzfühlerschrecke im Hochschwarzwald

in Bestimmungsfragen 04.09.2011 22:49
von Günther • 2.336 Beiträge

Hallo Bernhard,

gut zu wissen, dass Du über das Hormonsystem ein Buch geschrieben hast - jetzt wissen wir, an wen man sich wenden kann, wenn mal eine Frage diesbzgl. auftaucht!

Die Körperlänge bei Heuschrecken wird in der Tat von der Kopf- bis zur Hinterleibsspitze gemessen. Weibchen sind größer als Männchen.
Die Angabe in der Wikipedia ist gar nicht so falsch. Ich habe jetzt mal in ein paar Heuschreckenbüchern nachgesehen. Hier die Ergebnisse zu brunneus (biguttulus ist ähnlich, bleibt aber im Schnitt eine kleine Spur kleiner). Die Angaben beziehen sich auf die Weibchen.

Bellmann 1993 (Kosmos-Heuschreckenführer): 19-25 mm
Baur & Roesti 2006 (Die Heuschrecken der Schweiz): 17-25 mm
Detzel 1998 (Die Heuschrecken Baden-Württembergs): 18-26,5 mm

Die Größe täuscht im Freiland oft. Fang mal so ein großes Tier und halte es an ein Lineal. Ich bin mir fast sicher, es wird in etwa diese Ausmaße haben. Oft stehen auch die Flügel über das Körperende hinaus, das lässt die Tiere zusätzlich größer wirken.

Alle drei oben genannten Bücher kann ich Dir übrigens uneingeschränkt empfehlen!

Viele Grüße,
Günther


zuletzt bearbeitet 04.09.2011 22:50 | nach oben springen

#7

C. biguttulus im Hochschwarzwald!

in Bestimmungsfragen 25.09.2011 14:41
von bkleine • 22 Beiträge

Hallo miteinander,

Ich komme noch mal auf das Thema zurück mit weiteren Erkenntnissen:
Ich hatte mich ja schlau gemacht, was die singenden Männchen anbelangt und kann jetzt folgendes vermelden: Hier gibt es beliebig viele C. biguttulus und praktisch keine C. brunneus, oder ich kann keine hören. Immerhin gelingt es mir, andere Heuschrecken zu orten und dann zu sichten. Die Laute, die C.brunneus ausstoßen soll, sind aber Fehlanzeige.

Bei dieser Bestimmung habe ich einiges über Heuschrecken gelernt. Auf meiner Webseite habe ich jetzt mal einige Tiere abgebildet. Ich würde mich freuen, wenn Ihr bei der Namensgebung helfen könntet. Bislang sind die Tiere nur durchnumeriert: http://www.urseetal.net/pages/flora-und-...n/heuschrecken/

Liebe Grüße Bernhard

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#8

RE: C. biguttulus im Hochschwarzwald!

in Bestimmungsfragen 25.09.2011 19:25
von Günther • 2.336 Beiträge

Hallo Bernhard,

ich hoffe, das ist das, was Du wolltest. Hab jetzt mal die Arten zu den Bildern in der Reihenfolge, in der sie erscheinen, hier reingeschrieben. Die schon bestimmten hab ich natürlich ausgelassen.
Bei anderen Meinungen bitte melden!!

21: Chorthippus montanus oder parallelus
22: Warzenbeißer Decticus verrucivorus
23: Warzenbeißer D. verrucivorus
24: Warzenbeißer D. verrucivorus
25: Warzenbeißer D. verrucivorus
26: Rote Keulenschrecke Gomphocerippus rufus
29: Rote Keulenschrecke G. rufus
31: Ch. montanus oder parallelus
32: Ch. montanus oder parallelus
33: Ch. montanus oder parallelus
34: Ch. montanus oder parallelus
35: Rote Keulenschrecke G. rufus
2: Roesels Beißschrecke Metrioptera roeselii
3: Chorthippus aus der biguttulus-Gruppe (außer, die Perspektive täuscht, dann ev. G. rufus)
4: Chorthippus aus der biguttulus-Gruppe (außer, die Perspektive täuscht, dann ev. G. rufus)
6: Vermutlich Zwitscherschrecke Tettigonia cantans
7: Kleine Goldschrecke Euthystira brachyptera (Weibchen)
9: Chorthippus aus der biguttulus-Gruppe
1: Ch. biguttulus (?)
12: Gemeiner Grashüpfer Ch. parallelus (Weibchen)
13: Gemeiner Grashüpfer Ch. parallelus
14: Große Goldschrecke Chrysochraon dispar (Weibchen)
18: Roesels Beißschrecke M. roeselii

LG,
Günther

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#9

RE: C. biguttulus im Hochschwarzwald!

in Bestimmungsfragen 25.09.2011 21:50
von bkleine • 22 Beiträge

Hallo Günther,

ganz herzlichen Dank und große Klasse!!!!! Das hilft mir doch schon mal ganz enorm. Jetzt muss ich mich erstmal bei den Goldschrecken und der Beißschrecke schlau machen.

Eine kleine Frage noch: Unterscheide ich C. montanus und parallelus auch am Gesang?

Viele Grüße

Bernhard

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#10

RE: C. biguttulus im Hochschwarzwald!

in Bestimmungsfragen 25.09.2011 22:32
von hospiton • 2.720 Beiträge

Hallo Bernhard!

Zitat von bkleine
...Unterscheide ich C. montanus und parallelus auch am Gesang?

Ja, allerdings muss man sich da reinhören oder am besten, beide nebeneinander hören! C montanus singt sonorer, tiefer und langsamer als parallelus - wohlgemerkt bei gleicher Temperatur!!! Und das ist der Haken! Wenn du einen parallelus frühmorgens oder bei trübem Wetter hörst, ist er nahezu nicht von einem montanus bei Sonne zu unterscheiden! Also Übungssache, Kopf hoch und weiter machen!

LG

Werner

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