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#1

Konservierungsmethoden ?

in Diverses & off-topics 19.11.2010 20:28
von Günter Pucher • 692 Beiträge

Hallo zusammen!

Hatte am MO 15.11. ein sterbendes Individuum einer 2 cm großen, grünbraunen Schrecke gefunden und es sorgfältig verpackt in einem Behältnis mitgenommen. Es war genügend Sauerstoff und Grünzeug darin vorhanden, jedoch segnete es am nächsten Tag das Zeitliche. In der Annahme, genügend Zeit zum Versuch einer Bestimmung zur Art zu haben, steckte ich das Tierchen in eine Phiole...vermutlich ein applausträchtiger Anfängerfehler. Mittlerweile hatte es Schimmel angesetzt und wurde dadurch unbrauchbar. Anders bei meiner Gottesanbeterin - die ist bis dato an der frischen Luft und sieht ja noch fast "gesund" aus.

Ich hörte einmal etwas vom "Ausnehmen der Innereien" ? Wie macht man das und wie macht ihr eure Studienobjekte fit? Im Insektenführer von Harde/Severa ist von einem "Tötungsglas" die Rede. Aber ein Viecherl töten, daß möchte ich nicht.
Auch könnte ich mir eine Art "Imprägnierung" vorstellen.

Liebe Grüße - Günter aus dem Süden

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#2

RE: Konservierungsmethoden ?

in Diverses & off-topics 19.11.2010 23:53
von Günther • 2.345 Beiträge

Hallo Günter,

es gibt hier im Forum jemanden, der im Naturhist. Museum viel mit sowas zu tun hat, dieser jemand wird Dir sicher eine gute Auskunft geben können.
Die Schimmelbildung kann ich mir eigentlich nur dadurch erklären, dass Deine Phiole quasi luftdicht verschließbar war. In einem Gefäß mit Schaumstoff als Verschluss kann die von dem frischtoten Tier ausgehende Feuchtigkeit entweichen und verursacht somit vermutlich keinen Schimmel. Hatte in so einem Gefäß mit Schaumstoff mal eine tote Heuschrecke einige Wochen daheim, da war nichts von Schimmel zu bemerken. Zusätzlich hab ich das Tier im Kühlschrank aufbewahrt, da dauert eine Schimmelbildung aufgrund der niedrigen Temperaturen sicher länger als bei Zimmertemperatur.
Am sichersten ist die Aufbewahrung in Alkohol (am besten 70%igem). Zur Not geht auch Schnaps (wobei ich nicht weiß, ob ihr steirischen Wein- bzw. Bierhähnchen sowas zu Hause habt ).

Ansonsten sind unsere Studienobjekte wohl meist lebend in der Natur, das Einrexen erfolgt wenn, dann nur bei schwierig bestimmbaren Arten und bei besonderen Belegexemplaren. Den Ausdruck "Tötungsglas" find ich auch furchtbar...

LG,
Günther

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#3

RE: Konservierungsmethoden ?

in Diverses & off-topics 20.11.2010 12:39
von Florin Rut • 269 Beiträge

Hallo die Günthers,

verglichen mit den meisten Käfern, ist das Anlegen von Heuschrecken Trockenpräparaten tatsächlich eine Geschichte für sich. Die Meinungen über die beste Methode gehen dabei naturgemäss weit auseinander. Die einfachste, aber besonders bei den grösseren Tieren auch am wenigsten brauchbare Methode, ist das einfache Trocknen. Je grösser die Heuschrecke, desto stärker schrumpft sie dabei, wobei die Merkmale ordentlich verzerrt werden. Nach meiner Meinung sind solche Exemplare kaum mehr brauchbar, auch optisch nicht!

Für die Praxis wohl am besten geeignet ist das Ausnehmen und anschliessende Ausstopfen mit Watte. Es wird das Abdomen mit einer feinen Schere (z.B. Mikroschere) auf einer Seite entlang der Hautfalte zwischen Sternit und Tergit geöffnet (Subgenitalplatte nicht zerschnibbeln). Mit Pinzette und Schere die Innereien herauszupfen und schneiden. Danach die verbleibende Feuchtigkeit z.B. mit einem Wattetupfer entfernen. Nun wird der Wattebausch "hineingestopft". Der Wattepfropf sollte unbedingt vor dem Ausnehmen in Form und Volumen an das Individuum angepasst werden. Danach die Schnittstelle mit der Pinzette wieder zusammendrücken - fertig! Zumindest der Teil mit dem Ausnehmen. Von der grob beschriebenen Methode gibt es natürlich x-Varianten.
Bei den Langfühlern ist das Herausnehmen der Titillatoren zu empfehlen, denn nach dem trocknen sind die Präparate hoch sensibel. Beim kleinsten Gewackel oder wenn irgendwo angestossen wird, fallen Teile ab. Als erstes natürlich die Fühler.

Der Roesti macht seine ganze Sammlung so. Persönlich bevorzuge ich im Moment noch die Alkoholvariante. Leider braucht die recht viel Platz und ist nicht sonderlich attraktiv anzusehen. Der grosse Vorteil scheint mir aber, dass die Tiere jederzeit ohne was abzubrechen unter dem Binokular bearbeitet werden können. Ich lege die Heuschrecken erst in ca. 70%-igen Alkohol ein und nach ein paar Stunden in eine ca. 40-50%-ige Lösung. Dabei bleiben meiner Meinung nach die Farben etwas besser erhalten, aber auch nicht bei allen Arten. Die Variante mit dem Schnaps bleibt eine absolute Notfalllösung. Ich habe Bedenken, dass durch den Zuckergehalt feine Strukturen verkleben. Da empfehle ich noch eher Brennspiritus.

Daneben gibt es noch grausame Methoden, die ich auch nur aus der Literatur kenne. Davon aber nur ganz kurz:
Kleine Heuschrecken kann man vor dem „Abmurksen“ 1-2 Tage hungern lassen, damit deren Kropf weniger Flüssigkeit enthält.
Kaltenbach hat eine Methode beschrieben, bei der nach dem Töten die dünne Nackenhaut hinter dem Kopf aufgeschnitten wird. Durch leichtes pressen auf das Abdomen und das Kopfüberhalten wird mit einem Filtrierpapier die Hämolymphe abgesaugt. Anschliessend wird mit einer Spritze flüssiges Polyglycol durch den Nackenschnitt in das Abdomen eingespritzt. Die Ergebnisse sollen mit etwas Erfahrung sehr gut sein.

Was ich bisher gehört und gelesen habe, sollen die Ergebnisse mittels Gefriertrocknen alles oben Beschriebene bei weitem übertreffen. Irgendwann möchte ich dies einmal bei uns im Naturmuseum testen. Das Problem dabei ist nur die Anlage. Der Preis ist für den Privatgebrauch jenseits. Falls hier jemand mit der Methode Erfahrung hat, würde mich das sehr interessieren.

So, genug gefaselt! Schlussendlich sind die Schrecken besser lebendig im Feld zu beobachten.

LG
Florin


zuletzt bearbeitet 20.11.2010 17:56 | nach oben springen

#4

RE: Konservierungsmethoden ?

in Diverses & off-topics 20.11.2010 17:23
von Günter Pucher • 692 Beiträge

Hallo Günther & Florin!

Auch auf die Gefahr hin mich zu wiederholen: Gott sei Dank habe ich dieses Forum entdeckt - es macht einfach Spass!

Auf eine Frage hin bekommt man umgehend Antworten von Koryphäen. Und ein Umstand verbindet dann alle: die Liebe zur Natur, ihr Schutz und der unheimliche Zwang alles über Flora und Fauna wissen zu wollen.

Bei Bird life gibt es die Zeitschrift "Egretta" und die "Ostösterreichischen Nachrichten". Gibt es das oder ähnliches auch bei den Orthopterologen?

Jedenfalls besten Dank für eure wirklich informativen Ausführungen - brachte echt Licht in die Sache.

Liebe Grüße - Günter aus dem Süden

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#5

RE: Konservierungsmethoden ?

in Diverses & off-topics 20.11.2010 17:27
von Günter Pucher • 692 Beiträge

@ Günther: hab ich doch glatt vergessen - welches unserer zig-Südsteirischen Schnäpschensorten würdest du denn bevorzugen?

LG - GadS


zuletzt bearbeitet 20.11.2010 17:28 | nach oben springen

#6

RE: Konservierungsmethoden ?

in Diverses & off-topics 20.11.2010 17:35
von hospiton • 2.767 Beiträge

Hallo Günter!

Zu den Zeitschriften: Nun, die deutschsprachige, recht wissenschaftliche Zeitschrift für unsere Hüpfer ist die Articulata (siehe deren HP: http://www.dgfo-articulata.de/)
Und wenn Du Mitglied bei der ÖGEF wirst, bekommst Du 1 x jährlich die Beiträge zur Entomofaunistik, auch hier der Link zur HP mit Inhaltsverzeichnissen der letzten 10 Jahre (http://www.oegef.at/), die noch am ehesten Beiträge, österreichbezogen behandelt und mehr aus faunistischer Sicht! Wenn es noch was anderes gibt, das ich nicht kenne, wird sich sicher bald wer zu Wort melden..!

LG

Werner

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