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#1

Neues Orthopterologisches...

in Heuschrecken-Kartierung Österreich 25.07.2019 00:27
von Günther • 2.336 Beiträge

Hallo zusammen!

Ich möchte kurz von ein paar interessanten orthopterologischen Entdeckungen von heuer berichten. Vorerst ohne Fotos, ein paar werd ich noch nachtragen.

Zunächst verhielt es sich, dass Anfang Juli über naturbeobachtung.at aus der Gegend um Wolfsberg (Kärnten, oberes Lavanttal) Grünschreckenlarven gemeldet wurden. Die beiden validierenden Experten auf dieser Meldeplattform sind niemand geringerer als Maria und Werner, und ihnen fiel das natürlich sofort auf. Letztlich haben sich die Tiere als Micropodisma salamandra entpuppt, was natürlich großartig ist, wenn man bedenkt, dass Kärnten bislang nur zwei Lokalitäten dieser Art hatte - beide in den östlichen Karawanken: Seebergsattel und Petzen. Heute war ich dann am Grundstück des Wolfsberger Melders - danke an dieser Stelle nochmals an Michael H. für die Möglichkeit, den Fundort mit ihm gemeinsam aufsuchen zu dürfen! Die Tiere sind dort nicht selten im krautigen, teils vernässten Randbereich einer Wiese zu finden. Dominierend ist dort die Kärnten derzeit überschwemmende Lauchschrecke.

Vermutlich haben die Tiere die letzte Eiszeit auf der eisfreien Koralpe überdauern können, der größte Teil ist dann auf der steirischen Seite abgestiegen, ein kleiner Teil aber anscheinend auf der kärntnerischen - et voila!:-) Soweit die Theorie... Ein super Fund! Und weitere Nachsuchen am Westabhang der Koralpe sollten folgen!

Weiter: Am 17.7. entdeckte ich zufällig eine Population des aktuell eigentlich nur im Seewinkel bekannten Südosteuropäischen Grashüpfers (Dociostaurus brevicollis) in einer Schottergrube bei Markgrafneusiedl/Marchfeld - die Ausdehnung der Population muss noch ermittelt werden. Unabhängig davon gelang Alex Panrok am selben Tag die Entdeckung einer Population derselben Art unter einem Windrad zwischen Pama und Kittsee/Nordburgenland. Und zwei Tage darauf fand ich nochmal mehrere Tiere in einer Schottergrube bei Untersiebenbrunn, also im nächsten Ort östlich von Markgrafneusiedl.
Alles reiner Zufall? Ich kann es mir nicht vorstellen... Augen auf, er kommt wieder!

Ansonsten hat mir Liesi berichtet, dass Tettigonia caudata heuer wieder in der Wiener Innenstadt singt - an mehreren Orten. Scheint heuer ein gutes Jahr zu haben! Auch in Kärnten hab ich sie heute an Stellen gehört, wo ich sie noch nie hatte - teilweise sogar auf buschbestandenen Böschungen im locker bebauten Siedlungsgebiet - und überall in hoher Ruferzahl! In Getreideäckern und Ackerbrachen sowieso...

Also fad wird uns wirklich nie!

Falls es noch weitere interessante Beobachtungen gibt abseits der schon geposteten (wie zB Christine & Maria) - immer her damit in diesem Thread!

Viele Grüße,
Günther

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#2

RE: Neues Orthopterologisches...

in Heuschrecken-Kartierung Österreich 25.07.2019 07:57
von Maria Z • 1.529 Beiträge

Servus Günther,

apropo Meldeplattform naturbeobachtung.at: mir fiel auf dass für so eine (niederschwellige) Plattform erstaunlicher Weise doch immer wieder Barbitistes gemeldet wurden. Über die Melder weiß man da ja nichts, welche Kenntnisse die haben ect und was sie sonst noch Sehen/Melden (muss man erst Auswerten). Deshalb meine Frage: können das andere Forumsmitglieder Bestätigen dass sie heuer häufiger auftritt? Andererseits-was ist bei der Art häufig?

VG Maria

PS: gelangt die Schistocerca gregaria-Beobachtung irgendwie in die Datenbank?
https://www.naturbeobachtung.at/platform.../home.do?doHome

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#3

RE: Neues Orthopterologisches...

in Heuschrecken-Kartierung Österreich 25.07.2019 08:33
von hospiton • 2.720 Beiträge

Liebe Maria,

Dein Link führt bei mir nur auf die "Plattform"-Seite - wo ist da die gregaria? Und, hat das nichts mit dem Fund da zu tun? Bei den Belegfotos find ich die nicht auf naturbeobachtung.at....?

LG

Werner


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#4

RE: Neues Orthopterologisches...

in Heuschrecken-Kartierung Österreich 25.07.2019 08:53
von Maria Z • 1.529 Beiträge

eh nicht Werner...meinte die von hier!

LG

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#5

RE: Neues Orthopterologisches...

in Heuschrecken-Kartierung Österreich 25.07.2019 09:05
von hospiton • 2.720 Beiträge

alles klar!

lg, w.


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#6

RE: Neues Orthopterologisches...

in Heuschrecken-Kartierung Österreich 25.07.2019 19:32
von Christine • 1.226 Beiträge

Hallo,

interessant, was sich so durch Vernetzung ergibt!

Günther, Frage: Kannst du T. cantans und caudata sicher am Gesang unterscheiden? Jetzt wäre ja die beste Zeit dafür. Hab caudata noch nie singen gehört, nur auf der Roesti-CD. Da hört man schon Unterschiede, direkt nebeneinander gestellt, aber im Feld, wenn nur eine von beiden dort ist?

LG
Christine


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#7

RE: Neues Orthopterologisches...

in Heuschrecken-Kartierung Österreich 26.07.2019 21:05
von Günther • 2.336 Beiträge

Hallo Christine,

ja das ist etwas schwierig. Ich trau mir sie dann zu bestimmen, wenn sie beide gleichzeitig aus etwa der gleichen Distanz zu hören sind (was aber nicht allzu oft vorkommt), aber vor allem, wenn sie recht nahe sitzt (vielleicht max. 10-15 m entfernt). Sie sind leiser, zarter und ich finde auch etwas höherfrequent im Gesang.
Bei Verdacht einfach optisch suchen zur Absicherung, ist aber nicht ganz einfach.
Werner kann vielleicht mehr dazu sagen, er kennt sie im direkten akustischen Vergleich sehr gut.

LG,
Günther

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#8

RE: Neues Orthopterologisches...

in Heuschrecken-Kartierung Österreich 30.07.2019 08:32
von hospiton • 2.720 Beiträge

Hallo,

in Kürze meine "Erfahrungen" des heurigen Jahres bisher:

Zitat von Günther im Beitrag #1
dass Tettigonia caudata heuer wieder in der Wiener Innenstadt singt - an mehreren Orten. Scheint heuer ein gutes Jahr zu haben!
Diese letzte Behauptung kann ich z. B. nicht bestätigen, da die eigentlich regelmäßig in der Umgebung meines Arbeitsplatzes im Tullnerfeld zu hören und sehen war, heuer konnte ich noch keine einzige feststellen (vielleicht sind die ja alle nach Kärnten oder in die Wiener Innenstadt gezogen?)! Auch die Sumpfgrille kam mir dort heuer noch nicht unter!?
Ansonsten update aus dem Lainzer Tiergarten: der Bestand von Arcyptera fusca auf der Faßlbergwiese ist erstaunlich gut, auch auf der gemähten Wiese noch zahlreich vorhanden, expandiert scheints auch in den östlichen, normalerweise schon etwas feuchteren Zipfel. Andererseits konnte ich auf den anderen Wiesen keine feststellen, auch auf der zuletzt noch besetzten Schattenwiese, allerdings war es da schon tageszeitlich spät...
Dafür Erstnachweis der Sumpfschrecke im LTG, das ist nun schon der 3. bekannte Fundpunkt im Wiener Teil des Wienerwaldes (Näheres dann in baldiger Zukunft im Wiener Heuschreckenbuch der ÖGEF... - Werbung in eigener Sache !)
Ansonsten auf diesem Weg ein Lob an Günther für seine Recherche in Sachen Micropodisma und auf den Dociostaurus freue ich mich, wenn der näher kommt, dann komme ich im Club 100 noch ein Stückchen weiter...

So wünsche ich uns allen noch einen schönen (Rest-)sommer, mit dem Gesang des Weinhähnchens geht dieser ja leider auch schon in seine "Endgerade".

LG

Werner


zuletzt bearbeitet 30.07.2019 08:33 | nach oben springen

#9

RE: Neues Orthopterologisches...

in Heuschrecken-Kartierung Österreich 16.08.2019 00:03
von Günther • 2.336 Beiträge

Grüß Euch,

wieder ein paar Neuigkeiten...

Die Wahrscheinlichkeit, dass Chorthippus vagans in Kärnten vorkommt, schwindet. Es gibt 2 Fundorte - einer aus den 1990er-Jahren bei der Kranzwand in der Schütt, einer nach 2000 bei Spittal. Die Kranzwand wurde in den letzten Jahren mehrfach von erfahrenen Leuten (zB Wolfgang, Christine) aufgesucht - alles negativ. Dort ist Stenobothrus rubicundulus extrem häufig, und wie ich selber heuer dort feststellen musste, hat der einen sehr variablen Balzgesang, der manchmal stark an den Spontangesang von Ch. vagans erinnert. Ich bin vor 3 Wochen ein paar Mal drauf reingefallen und dachte schon, jetzt hab ich ihn! Aber jedesmal entpuppte sich der Produzent als erwartungsvolles rubicundulus-Männchen;-) Die Meldung damals betraf 1 singendes Männchen, eine akustische Verwechslung erscheint mir hier plausibel, und man kann niemandem deswegen einen Vorwurf machen!

Der Spittaler Fund wurde glaub ich um 2010 getätigt (das genaue Jahr müsste ich nachschauen). Christine war heuer dort, ich war heuer dort. Der Fundort ist ziemlich 0815 (schaut aus wie Millionen von anderen Stellen in Kärnten). Viele mollis ignifer, viele Gomphocerippus etc. Wenn es den vagans dort gibt (ca. 10 singende Männchen sind glaub ich in der Fundmeldung vermerkt), hätten wir ihn finden müssen...
Solche Nachweise müssen einfach irgendwie belegt werden - seien es Fotos, Belegtiere oder Tonaufnahmen!

Im Zuge der dortigen Nachsuche verbrachte(Stichwort!,-) bzw. verbringe ich gerade 2 Nächte in Spittal an der Drau. Leider keine schöne Stadt, genau wie das Umland (erinnert mich etwas an das Ötztal in Tirol). In meiner Verzweiflung ging ich dann am Mittwoch auf eine verbrachte(!:-) Wiese (nicht schön!) hinter dem Hofer mitten im Industriegebiet von Spittal - Wiesen bei Lebensmittelgeschäften haben sich ja in der Vergangenheit als sehr interessant herausgestellt;-).



Und was fand ich hier neben kommunen Arten wie Ch. biguttulus, Roeseliana und Mecostethus?



Wie die Dame dort hinkam, ist mir schleierhaft - wahrscheinlich ist sie recht weit gewandert, auf den umliegenden Bergen dürfte sie ja teilweise vorkommen. Aber dort hinunter?? Da gäbs wirklich Adäquateres...

Und schließlich fand ich heute in einem Seitental des Mölltales (am Nordwestrand der Kreuzeckgruppe bei Lamnitz) zwischen 1050 und knapp 1700 m sehr häufig Miramella irena - offenbar ein "Missing Link" zwischen den südlichen Kernvorkommen und dem nördlichen isolierten Punkt im Seebachtal/Ankogelgruppe. Die große Lücke dazwischen wird kleiner...





Einige der Tiere (wie die am zweiten Bild) hatten etwas kürzere Flügel, bei den meisten aber waren sie recht lang. Die Untersuchung der Valven der männlichen Belegtiere werden die Bestimmung hoffentlich bestätigen.

Aber den Vogel hat heute Christine abgeschossen (nicht wörtlich nehmen;-) - doch davon soll sie selber berichten, falls sie möchte... Ein Triumph!!

LG,
Günther


zuletzt bearbeitet 16.08.2019 08:41 | nach oben springen

#10

RE: Neues Orthopterologisches...

in Heuschrecken-Kartierung Österreich 16.08.2019 09:47
von Christine • 1.226 Beiträge

Hallo,

@Günther, den Vogel hast wohl du abgeschossen, gratuliere!
Aber mein Fund war auch sehr erfreulich, vor allem nach der jahrelangen erfolglosen Nachsuche. War sicher schon zehnmal dort (auch einmal mit Maria und ein anderes Mal mit Martina).

H.-M. Berg und S. Zelz haben in Moos/Gallizien 1995 1 W von Chorthippus albomarginatus/oschei gefunden und das Habitat so beschrieben: "Verschilftes Feuchtwiesenrelikt mit aufkommenden Erlen, Faulbaum etc. Mit Beeinträchtigung durch Maisacker und Fischteiche. Auf Aushub Fichtenanpflanzung."
Die genauen Koordinaten liegen auf dieser Brache bzw. sogar ein bisschen weiter hinten im Wald, aber der kann ja seit 1995 gewachsen sein.



Auf der Brache war nichts außer Ch. biguttulus und am Rand ein Ph. falcata-Pärchen. Ebenso hab ich chal/chos gestern und auch bei früheren Besuchen nicht auf den angrenzenden Feuchtwiesen gefunden.



Aber dann betrat ich diese unspektakuläre Streuobstwiese zwischen einem Bauernhof und einem riesigen Maisfeld.



Dort hörte ich gleich ein Brummen wie von einem leisen Ch. brunneus, und dann noch ein heftiges Scheppern, wo ich an den Balzgesang von chal dachte. Der Sänger entpuppte sich allerdings als Ch. apricarius, auch nicht grad so häufig.



Die Brummer waren schwer zu finden, weil sie immer nur einen einzelnen Ton von sich gaben und dann lange schwiegen, aber schließlich gelang es mir, und tadaa: es war Ch. oschei!(Ich hätte ihn ja auf dem Foto nicht von chal unterscheiden können, aber Günther schon!)



Es gibt in Kärnten nur einen einzigen aktuellen Fundpunkt, in Brückl, von Günther!
Hab dann meinen ursprünglichen Exkursionsplan verworfen und wirklich viel Zeit in der Wiese verbracht, aber die Lautäußerungen wurden mit zunehmender Störung immer seltener, nur chbi ließ sich absolut nicht vom Lärmen abhalten. Schließlich gelangen mir aber doch noch zwei Videos, vom Spontangesang und auch vom Balzgesang, wo man das Wegschleudern der Beine halbwegs deutlich sieht.





Werde jetzt die anderen alten Fundpunkte noch einmal abklappern müssen, mit dem neugewonnenen Wissen im Hinterkopf, dass die so faule Sänger sind. Wenn mich der chap nicht aufgehalten hätte, wäre ich wohl auch gestern wieder unverrichteter Dinge abgezogen.

LG
Christine


zuletzt bearbeitet 16.08.2019 18:00 | nach oben springen


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