Hallo!
Ich habe mir gestern gemeinsam mit Sepp P. eine Wiese im Kremstal nördlich von Senftenberg angesehen. Der Besitzer, der dort ein Häuschen im Grünen hat, aber berufsbedingt den größten Teil des Jahres auf den Malediven verbringt, findet nun keinen Bauern mehr, der ihm die Grünflächen pflegt, und sucht Hilfe.
Also ich komme fast nie ins Kremstal, aber es ist einfach ein Hammer, ein Geheimtipp. Schon allein die Xerothermwälder mit den bizarren Felsklippen. Und hoch über der Straße mit dem grausigen Motorradlärm dann "die Wiese" - eine etwa 3ha große, in südliche Richtung exponierte alte Landwirtschaftsfläche, Grünland; mitten im Wald. Ein Paradies!
Ich hab bei der Affenhitze nur einen Heuschrecken fotografiert, einen Warzenbeißer. Aber es kommt wohl die gesamte Artengarnitur vor, die auf so einer Fläche möglich ist und die es nicht allzu kurzrasig haben möchte. U. a. reichlich Arcyptera fusca, auch Mantis, Stenobothrus lineatus usw.
Aber sonst treibt sich auch Interessantes dort rum. Auf Sepp´s Arm hat sich gleich 2mal nacheinander dieses steirische Viech am helllichten Tag niedergelassen:
Soll ja angeblich nicht so selten sein, nur halt hier eher an der Arealgrenze. Und dann dieser wunderbare Käfer aus der Verwandtschaft der Ölkäfer, von dem wir 2 Stück gesehen haben und von dem Sepp sagt (und der sollte es ja wissen), dass er in Österreich und Mitteleuropa extrem selten ist - hab auch keine diesbezüglichen Infos ergoogeln können, stehen auch keine Daten in ZOBODAT. Mylabris phalerata:
Dort müsste man mal leuchten. Schon tagsüber bewegt sich einiges an Nachtfaltern. Der Grünspanner ist ja nicht so selten, aber wenigstens hübsch: Hemithea aestivaria
Der ist lt. Denisia zwar bei uns selten, den seh ich aber auf fast allen Trockenwiesen im Sommer: Idaea ochrata
Interessieren würd mich diese Geometriden-Raupe, die ausgerechnet auf dem dort ohnehin unerwarteten Österreichischen Lein saß.
Gibt´s da was, was Lein frisst???
Wir werden schauen, was sich mit diesem Kleinod machen lässt. Dann sind wir weiter zu dem größten Sorgenkind, der Marmorsteppe in Zehentegg. Wir waren uns einig, dass wir dieses Match wohl nicht gewinnen werden, trotz meiner Sensationsfunde dort, trotz der bisher 500 Schmetterlingsarten allein auf dem einen Hang und trotz der tollen Viecher und Kalkpflanzen. Wenn die Besitzer nicht wollen, dann werden eben die Kiefern das alles zuwuchern...
Sepp war ganz begeistert, weil er endlich mal Maculinea arion, die Waldviertler Plakatform vom "Large Blue", ablichten konnte - noch dazu bei der Eiablage, bezeichnenderweise an Dost! Die Quendelteppiche haben größtenteils schon höherwüchsigen Pflanzen Platz machen müssen und damit wahrscheinlich auch der seltene Quendelbläuling Pseudophilotes vicrama, den ich hier vor Jahren fand. Auch Stenobothrus nigromaculatus wird schon die Patschen gestreckt haben.
Überraschend war, dass die mediterrane Biene Anthidium septemdentatum noch immer an den Geröllhaufen flog. Unter den Steinen fanden sich sogar die mit Harz und Pflanzenteilen zugemörtelten Schneckenhäuser!
So ein Besuch in Zehentegg macht halt schon immer recht wehmütig...
VG Wolfgang