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Grüß Euch,
wir waren in den letzten 5 Tagen am Gardasee - wo es so brennend heiß war, dass Heuschrecken- oder irgendwas anderes suchen fast unmöglich war (auf der Heimfahrt hat das Autothermometer in Udine glatte 37 °C angezeigt!). Dennoch sind wir zumindest am Samstag mit einer klapprigen Gondel auf den Monte Baldo (kein einzelner Berg, sondern ein Gebirgszug am Ostufer des Sees, höchster Gipfel knapp über 2200 m) gefahren und zu Fuß runterspaziert. Zumindest 2 für mich eher unerwartete Heuschreckenbeobachtungen konnten wir hier machen.
Prinzipiell hat mich die gebirgige Landschaft viel mehr interessiert als der See selbst;) - auf wenn ich zugeben muss, dass der schon recht imposant ist!
Am Abstieg auf einer der riesigen kurzrasigen Weiden gab es eine nur wenige Quadratmeter große, eher nichtssagende Stelle, auf der sich einige lockere Brennnesselbestände gebildet haben. Hier hüpften in großen Mengen Heuschrecken herum, bei denen ich oben gedacht hab, meine ersten Micropodismas vor mir zu haben (hatte keine Ahnung, was in der Region vorkommt).
Unten angekommen ergab ein Blick in den Bellmann, dass es sich hierbei NICHT um Micropodisma gehandelt hat, sondern um eine +/- für den Monte Baldo endemische Art, nämlich um die von mir immer überblätterte Monte-Baldo-Gebirgsschrecke Pseudoprumna baldensis (außer an dieser einen Stelle nirgends aufzufinden)!
Bellmann schreibt hierzu (höchst interessant!):
"Diese in den italienischen Alpen endemische Art war bisher nur vom Ostabhang des Monte Baldo zwischen 1650 m und 1800 m Höhe bekannt (wir hatten sie am Westabhang, bin mir nicht sicher, ob er sich hier nicht vielleicht verschrieben hat?). Im Sommer 1992 wurde sie von A. Nadig nach gezielter Suche aber noch an drei weiteren, während der Eiszeit unvergletschert gebliebenen Bergstöcken westlich des Gardasees gefunden. Sie lebt in der Almwiesenregion im Gras und auf Zwergstrauchheiden und tritt oft in hoher Dichte auf."
Was mich auch sehr gefreut hat, waren Unmengen von Wanstschrecken (Polysarcus denticauda), die überall aus den Almweiden raussangen, sogar mitten auf der Mittelstation! Ist auch eine neue Art für mich...
Hat man sich hinter unserem Haus ein paar Meter die Olivenhaine raufgeschleppt (haben bald wieder umgedreht, weil es sicher 35 °C hatte und es verflucht steil war), sah man u.a. viele eindeutige Chorthippus vagans (danke an Thomas für die Bestätigung von Drösing!). Die häufigste Art war Euchorthippus declivus.
Ch. vagans
Im Vorfeld hab ich Werner quasi "versprochen", keine Italienische Schönschrecke zu photographieren;). Das hab ich auch nicht getan. Hierzu dann im nächsten Beitrag Näheres...
Im Haus bzw. in assoziierten Räumen waren des Öfteren Stumme Grillen (Gryllomorpha dalmatina) anzutreffen, auch noch nie bewusst gesehen.
Ebenso Skorpione, m.E. aus der Euscorpius carpathicus-Gruppe (die Art ist vor einigen Jahren in mehrere Arten aufgespalten worden, bei uns in Österreich lebt an drei oder vier Standorten neuerdings Eu. tergestinus, nicht mehr Eu. carpathicus).
Das Schönste aber war im Olivengarten hinterm Haus beim Grillen von diversen Fischen die abendliche Gesangskulisse von Ziegenmelkern, Grünen Heupferden, Phaneroptera nana, Fledermäusen aus dem Batdetektor (keine Ahnung welche) und Singzikaden (dem Gesang nach zu urteilen Cicada orni).
Und nun noch zwei Landschaftsphotos. An einem Abend gab es das extremste Wetterleuchten (mit dazugehörigem Gewitter), das ich je gesehen hab! Dass es in dieser Nacht auch ein hammermäßig lautes Feuerwerk unten in Castelletto gab, hat das ganze nicht gerade verharmlost;)
Doch am nächsten Morgen wieder friedliche Stimmung am See - als ob nichts gewesen wäre...
Zu guter Letzt noch die bescheidene Artenliste (in der Reihenfolge der Aufzeichnungen):
Chorthippus parallelus
Ch. biguttulus/eisentrauti (nur ein Schmettern gehört, leider kein Tier optisch gefunden)
Pholidoptera aptera
Ph. griseoaptera
Ph. fallax
Gryllomorpha dalmatina
Gryllus campestris
Tettigonia viridissima
Euchorthippus declivus
Polysarcus denticauda
Decticus verrucivorus
Omocestus viridulus
Stenobothrus lineatus
Tetrix tenuicornis
Ch. brunneus
Euthystira brachyptera
Pseudoprumna baldensis
Metrioptera brachyptera
Phaneroptera nana
Oedipoda caerulescens
Calliptamus sp.
Ch. vagans
Und gerade eben höre ich aus dem Fenster in der Brigittenau mein erstes heuriges Weinhähnchen. Wie stimmungsvoll!:)
LG,
Günther
Hallo Günther!
Die Artenliste zu Lepidopteren ist endlos. Solche Zahlenspiele geben meist nur den Bearbeitungsstand eines Gebietes wieder. Natürlich ist die Zahl beachtlich. Ist aber für ein solches Gebiet mit so vielen endemischen Arten oder so anspruchsvollen Arten wie Coenonympha oedippus nicht überraschend.
LG, Toni
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