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#1

Polistes mongolicus?

in Diverses & off-topics 20.08.2025 12:44
von WSW • 1.048 Beiträge

Ich würde Hilfe brauchen.

Vor ein paar Tagen (15.8.25) habe ich bei der Sandsteppe im Firmengelände Gradwohl bei Melk Insekten beobachtet. Habe auch bei den enormen Bienenwolf-Kolonien angesessen. Dabei fiel mir eine Feldwespe auf, die nur wenige Meter vor mir suchend in der Vegetation umherflog. Mir kam sie relativ dunkel vor und einer Eingebung folgend stand ich auf, schnappte das Netz und kassierte sie.

Ein erster Blick zeigte: Das Tier hatte schwarze Wangen. Damit ist es einmal die allgemein verbreitete dominula nicht, und überhaupt gibt es da nur mehr wenige Arten, alle (sehr) selten. So fotografierte ich das Tier von allen Seiten, ließ es dann aber frei.

Man kann die Tiere mit den Schlüsseln von Schmid-Egger (& jeweils anderen) von 2017 (englisch) und 2023 (deutsch) ganz gut nach (guten!) Fotos bestimmen.
Ich bin nach wiederholten Versuchen immer wieder klar auf P. mongolicus gekommen, die anderen schwarzwangigen fallen jeweils nach nicht passenden Merkmalen im Schlüssel eindeutig weg. Merkmale für mongolicus sind schwarze Wange, orange Fühlergeißel ohne Verdunkelung, komplett schwarzes Mesonotum ohne die 2 gelben Punkte im Vorderteil, Gesichtszeichnung usw.

Zumindest bis 2023 hat Schmid-Egger mongolicus NICHT für Österreich angegeben. Einzelfunde liegen vor aus Südbayern, Sachsen-Anhalt und Polen. Sonst verbreitet von Kroatien, Balkan, Kleinasien bis Kasachstan und China. Erstnachweis für Österreich wäre also zumindest denkbar.

Nur, was mache ich jetzt mit dem Fund? Kennt jemand einen Wespen-Spezialisten, der sich die Bilder mal anschauen könnte?













Als Belohnung fürs Anschauen noch ein paar Bilder von meinen Ansitzen dort:

Bienenwolf (Philanthus triangulum) - mein Traum war, Anflugbilder mit gelähmter Biene zu schießen; der Traum ist aufgegangen















Der Kuckuck des Bienenwolfs, die Goldwespe Hedychrum rutilans, die überall an den Bienenwolf-Nestern auf eine Möglichkeit lauert:



Dringt als Klimaprofiteur auch bereits in unser Gebiet vor: Sceliphron destillatorium



Eine lange verschollene Bienenart in Österreich, hier auch außerhalb des Pannonikums: Pseudapis diversipes



Und zuletzt ein gutes Foto eines ♂ der seltenen auf Zahntrost oligolektischen Sägehornbiene Melitta tricincta:



VG Wolfgang


zuletzt bearbeitet 20.08.2025 12:49 | nach oben springen

#2

RE: Polistes mongolicus?

in Diverses & off-topics Gestern 19:33
von WSW • 1.048 Beiträge

Mittlerweilen habe ich selbst die Initiative übernommen

Über einen bekannten oberösterreichischen Bienenspezialisten kam mein Anliegen zum deutschsprachigen Hymenopterenpapst schechthin, zu Christian Schmid-Egger, Berlin. Ich hatte mit ihm einen umfangreichen Mailwechsel.

Kurz zusammengefasst: Er hält das Tier tatsächlich für ein ♀ von Polistes mongolicus!

Leider gibt es dazu Einschränkungen. Mitteleuropäische Tiere, die bis jetzt nur handverlesen vorliegen, zeigen deutliche Tendenz zur Schwarzfärbung und Gelbreduktion. So hat mein Tier z.B. schwarze Hinter-Coxen, sollte darauf aber einen gelben Fleck haben. Richtung Usbekistan schauen die Tiere somit ganz anders aus und schon kroatische Individuen haben überwiegend einen ganz gelben Clypeus. Ohne Barcoding gibt es daher zur Zeit keine 100%.

Dabei konnten wir auf Grund eines zusätzlichen Bildes von mir sogar noch die "echte" Polistes bischoffi definitiv ausschließen (gelbes Sternitband 4 ist durchlaufend, nicht mittig unterbrochen), und eigentlich könnte man ja auch die weiteren schwarzwangigen, in Ö bisher nicht nachgewiesenen P. gallicus und P. foederatus auf Grund der Merkmale mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit auch ausschließen. Das Problem ist eben, dass mein Tier für eine klassische mongolicus etwas ungewöhnlich dunkel aussieht.

Schmid-Egger geht davon aus, dass die Art in Österreich vorkommen müsste, da es bereits Nachweise aus Deutschland, Polen und Tschechien gibt, wohl auch aus Ungarn. Offensichtlich beschäftigen sich in Österreich (ganz im Gegensatz zur Schweiz) aktuell kaum Faunisten mit dieser ansprechenden und eigentlich überschaubaren Gattung. Der Grund ist wohl, dass 99% der im Garten herumsitzenden Polistes dominula sind. Um so beachtlicher ist es, dass es mir gelungen ist, eine umherfliegende P. mongolicus (mit höchster Sicherheit ist es eine) zu spotten, aufzustehen und einzufangen.

Aber in Zukunft muss ich die auch mitnehmen und nach Berlin schicken...



VG Wolfgang


zuletzt bearbeitet Gestern 19:35 | nach oben springen


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