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#21

RE: Kroatien mit Stenobothrus croaticus

in Beobachtungen außerhalb Österreichs Heute 00:22
von Günther • 2.365 Beiträge

Lieber Wolfgang, liebes Forum,


vielen Dank für das Teilen dieser erneut herrlichen Beobachtungen und Fotos! Das sind schon bemerkenswert hübsche Tiere - ganz unabhängig davon, dass sie so extrem lokal vorkommen. Aber natürlich macht sowas eine Art gleich noch schöner;-)

Wie es der Zufall will, war ich 16 Tage nach Dir - am vergangenen Sonntag - ebenfalls vor Ort. Du hast mir ja vor ein paar Jahren mal dankenswerterweise das Gebiet grob mit einem Polygon umrissen, und so hatte ich eine gute Grundlage, um die Art ebenfalls zu finden. Allerdings war ich dabei nicht alleine, sondern dufte mich als Reisebegleiter über niemand geringeren als Werner R. freuen, der sich nun tatsächlich mal - man glaubt es kaum - aus seiner westmediterranen Komfortzone herausgewagt und mit mir von Samstag bis Donnerstag (hauptsächlich) Kroatien heuschreckenunsicher gemacht hat. Ich möchte daher mit einem in alter Forumsmanier ausführlichen Exkursionsbericht direkt hier anschließen, da sich das quasi als Fortsetzung des WSW´schen Ursprungsbeitrags gut anbietet.

Eine Entscheidungshilfe für Werner war möglicherweise eine Collage, in die ich einen Großteil der "primary targets" gepackt hab (Wolfgang werden einige Fotos bekannt vorkommen;-). Es wird gemunkelt, dass er sich einen Ausdruck davon zuvor über sein Gablitzer Bett gehängt hat - aber selbst, wenn dem nicht so war, scheint sie seine Entscheidung zumindest bestärkt zu haben.



Um es gleich vorwegzunehmen: Das ursprüngliche Hauptziel, der fabelhafte Rammeihippus dinaricus, hat im Velebit aus mehreren Gründen leider nicht geklappt - wir haben ihn recht schnell abgeschrieben. In den nächsten Jahren möchte ich ihn aber in der Dinara an der Grenze zu Bosnien-Herzegowina aufspüren, wo offenbar sein "größtes" kroatisches Vorkommen besteht.

Am Anreisetag (Sa, 19.7.) haben wir zunächst in Slowenien haltgemacht, um uns dem Hauptziel Nr. 2 zu stellen, das in der Collage gleich an der ersten Position abgebildet ist und auf das ich etwas näher eingehen möchte. Tetrix transsylvanica wurde im August 1983 von Adolf Nadig völlig überraschend an der Nordflanke des 979 m hohen Boč gefunden (gesprochen "Wotsch"), einem sich in West-Ost-Richtung über 10 km erstreckenden, bewaldeten Bergstock südlich von Poljčane.



Aus damaliger Sicht war der Fundort völlig isoliert und 700 km von den nächsten bekannten Vorkommen in Rumänien entfernt. Inzwischen wurde die Art aber u. a. von Skejo et al. (2014, 2023) auch an mehreren Stellen in Nordkroatien entdeckt (vgl. auch iNaturalist). Für Slowenien ist der Boč einer von mittlerweile zwei bekannten Fundorten. Die kroatischen und slowenischen Tiere wurden 2014 von Skejo et al. als eigene Unterart T. transsylvanica hypsocorypha beschrieben.
Schon seit Jahren ist das eine meiner Traumarten - umso größer war die Aufregung...

Nadig hat seinen Fund erst 1991 in einem kleinen Beitrag in der Articulata veröffentlicht (damals noch unter dem klingenden Artnamen Mishtshenkotetrix transsylvanica). Seither waren offenbar nur Arne und Gerlind Lehmann im Mai 2014 dort, die die Art hier bestätigen konnten. Genau das Richtige also für Werner und mich;) Einen konkreten Fundort hatten wir nicht (Arnes Antwort kam erst einige Tage später), und so sind wir auf´s Geratewohl im zentralen Bereich des Bergstocks die steile, dicht bewaldete Nordflanke hinaufgewandert. Wir hatten nur die Angabe von Nadig, dass die Art hier offenbar feuchte Lichtungen mit lehmigem Offenboden im hochstämmigen Buchenwald nutzt – aber alleine das Finden von Lichtungen stellte sich als äußerst schwierig heraus. Nach ca. 180 Höhenmetern war noch kaum etwas anderes als ein paar Gelbbauchunken, Grasfrösche, und in Ermangelung an Heuschrecken einige Vogelarten im Notizbuch vermerkt, als sich dann endlich eine kleine, teilweise besonnte Lichtung auftat – allerdings eine ruderale, die laut Luftbild noch wenige Jahre zuvor dicht mit Bäumen bestanden und nach der Schlägerung (bzw. „Planierung“) komplett vegetationsfrei war. Dennoch waren in den jungen Hochstauden plötzlich die ersten Heuschrecken unterwegs – darunter Phaneroptera nana (larval), Pachytrachis gracilis (larval und ad) und Oedipoda caerulescens (larval und ad) (sowie einige Berg-Sandlaufkäfer). Pulserhöhenderweise sprangen aber zahlreich auch winzige Dornschreckennymphen am Offenboden umher, und nach intensiver Suche fanden wir randlich auf leicht feuchtem und teilbeschattetem Ruderalboden tatsächlich einige adulte Tiere – von Tetrix transsylvanica!






Nymphe

Charakteristisch ist, dass die Art auch im Adultstadium flügellos ist und daher von der Seite betrachtet eigentlich wie eine Nymphe aussieht. Ein paar andere, diffizilere Merkmale gibt es aber auch noch.
Einige Tage später stellte sich heraus, dass Arnes und Gerlinds Fundorte von 2014 immerhin 3 km weiter westlich lagen. Die Art ist demnach am Boč wohl weiter verbreitet und ließe sich möglicherweise durch kleine eingestreute Schlägerungen leicht fördern – für eine Art, die in der Roten Liste der IUCN als "Endangered" (Stark gefährdet) geführt wird, eine durchaus verfolgenswerte Maßnahme...

Es war ein wirklich toller Einstand – besser hätten wir ihn uns nicht wünschen können! Am Rückweg wurde die Freude zusätzlich gesteigert, da die Hochstauden am Bergfuß u. a. von Odontopodisma schmidtii und Micropodisma salamandra bevölkert waren und sich hier sogar unsere erste Poecilimon schmidtii unter die Gebirgsschrecken mischte (auch Mauer- und Smaragdeidechsen waren hier zugegen):


Poecilimon schmidtii

Folgende Arten waren auf unserer Boč-Runde zu beobachten (ohne bestimmte Reihenfolge): Chorthippus brunneus, Pholidoptera griseoaptera, Pachytrachis gracilis, Phaneroptera nana, Oedipoda caerulescens, Tetrix transsylvanica hypsocorypha, Tetrix tenuicornis, Barbitistes serricauda, Chrysochraon dispar, Pseudochorthippus parallelus, Roeseliana roeselii, Poecilimon schmidtii, Odontopodisma schmidtii, Micropodisma salamandra, Gomphocerippus rufus, Leptophyes albovittata, Chorthippus biguttulus, Chorthippus dorsatus, Tettigonia viridissima

Auch wenn er es sich bislang trotz vehementen und oftmaligen Nachbohrens noch nicht entlocken ließ, so bin ich fast sicher, dass Poecilimon schmidtii für Werner eines der, wenn nicht sogar das Highlight der gesamten Reise war (man möge mich korrigieren – einmal versuch ich´s noch;-). Für mich war es vom faunistischen Standpunkt aus definitiv Tetrix transsylvanica, weshalb ich dem Besuch des Boč hier relativ viel Raum gegeben hab. Die weiteren Tage werden textlich deutlich zügiger behandelt, versprochen;-).


Der nächste und erste vollständige Tag führte uns nun in den nördlichen Velebit – ins croaticus-Land. Tatsächlich war die wunderschöne Art schon am ersten, laut Wolfgangs sehr hilfreichen Angaben verdächtigen Standort zu finden, mit etwa 20 Exemplaren. Da Wolfgang ja schon verschiedenste Farbvariationen vorgestellt und über die generelle Situation der Art berichtet hat, hier der Vollständigkeit halber nur ein Weibchen und ein Männchen sowie das Habitat.







Die Begleitarten an diesem Standort waren Pezotettix giornae, Phaneroptera nana, Euchorthippus declivus, Calliptamus italicus, Oedaleus decorus, Rhacocleis germanica, Omocestus petraeus, Platycleis grisea, Poecilimon cf. elegans, Oedipoda caerulescens, Modestana modesta und Omocestus rufipes.


Modestana modesta in brauner Farbvariante

Anschließend fuhren wir noch ein paar Kilometer weiter und unternahmen den Rest des Tages eine knapp 3 km lange Rundwanderung. Das Schöne an dieser Runde war die große Lebensraumvielfalt auf kleinem Raum – was ja nicht unbedingt eine große Stärke des Velebit ist. Lückige Trockenrasen (die ihrem Namen alle Ehre machten), Felssteppen, Magerwiesen, Kulturwiesen, Macchia, nordseitige Hochstauden, Koniferenwälder – alles war dabei. Entsprechend erfreulich war die Artenzahl, die sich hier auf 31 belief. Habitatfotos und die Liste kommen gleich, zuvor möchte ich aber noch kurz auf das faunistische Highlight an diesem Standort eingehen – das wir überhaupt nicht am Schirm hatten.



Es handelt sich dabei um Leptophyes intermedia, von der sich direkt am Parkplatz ein Männchen fand (und am Schluss in der Nähe vermutlich noch eine Nymphe). Von dieser Art gibt es in Kroatien nur sehr wenige Fundpunkte, der erste wurde von Puskás et al. (2018) publiziert. Auf iNaturalist gab es in Kroatien vor unserer Reise gerade mal 7 Beobachtungen, allesamt aber im südlichen Velebit.
Die Art ist in der Roten Liste der IUCN als Near Threatened eingestuft und sieht insbesondere Leptophyes laticauda recht ähnlich. Für die Bestimmung dürften vor allem der rotbraune Vorderrand des Pronotums (bei laticauda nur sehr selten vorhanden, bei der ebenfalls ähnlichen punctatissima hinten und vorne rotbraun), die schwächer gebogenen Cerci der Männchen, der nicht ganz so mächtige Legebohrer und – zumindest in vielen Fällen – die weniger kräftige Rückenzeichnung ausschlaggebend sein. Ob es bei diesem einen Fund blieb, wird sich noch zeigen;-)

Hier einige Habitatfotos von der Runde:








Zisterne mit Bergmolch-Larven





Und einige Artfotos. Dass Arcyptera brevipennis im Velebit so häufig ist, konnten wir nicht bestätigen – an unseren beiden Bergtagen haben wir vielleicht 15 Ex. gesehen. Für mich jedenfalls auch einer der Höhepunkte!


Poecilimon cf. elegans


Modestana modesta in grüner Farbvariante


Die rotflügelige Oedipoda meridionalis


Olivacea-Variante des Karstläufers (Podarcis melisellensis)


Arcyptera brevipennis - mir kamen die fast noch größer vor als unsere fuscas.


Pachytrachis striolatus im letzten Jugendstadium - meine neuen Lieblinge


Die großartige Pholidoptera dalmatica ließ sich nur beim Rumknabbern auf Werners Arm knipsen. Mistviecher...

Schließlich noch die Artenliste unserer ca. 4,5-stündigen Sonntagsrunde:
Stenobothrus rubicundulus, Stenobothrus lineatus, Stauroderus scalaris, Euchorthippus declivus, Euthystira brachyptera, Poecilimon cf. elegans, Dinarippiger discoidalis, Bicolorana cf. bicolor, Omocestus rufipes, Modestana modesta, Aiolopus strepens, Pseudochorthippus parallelus, Roeseliana roeselii, Rhacocleis germanica, Pezotettix giornae, Oedipoda caerulescens, Oedipoda meridionalis, Calliptamus italicus, Oecanthus pellucens, Chorthippus mollis (vermutlich ssp. lesinensis), Chorthippus dorsatus, Chrysochraon dispar, Tettigonia viridissima, Tettigonia caudata, Yersinella raymondii, Pholidoptera griseoaptera, Pholidoptera dalmatica, Leptophyes boscii, Pachytrachis striolatus, Eupholidoptera schmidti, Anacridium aegyptium


Am Montag ging es nun nach Süden in das Gebiet nordöstlich von Zadar, wo wir am „Novigrader Meer“ unterkamen. Um etwas Abwechslung reinzubringen, stand nun ein Feuchtgebietstag an, der uns zu einer Flussmündung südlich von Rtina führte. Neben einigen anderen für die Reise neuen Arten wie Acrotylus patruelis, Sepiana sepium, Tylopsis liliifolia, Aiolopus thalassinus und Tetrix depressa ist hier besonders Chorthippus oschei pusztaensis erwähnenswert, der die vorgelagerten Wiesen zahlreich bevölkerte. Auch diese Art hatten wir zuvor nicht wirklich am Schirm. Weiters war hier der Sandlaufkäfer Calomera littoralis nemoralis sehr häufig, und Werner musste sich mit aggressiven Feldwespen herumschlagen, die ihn auf der Suche nach unbekannten Gesangsquellen, die sich als Singzikaden herausstellten (Art noch ausständig), heftig attackierten.


Habitat von Chorthippus oschei pusztaensis












Acrotylus patruelis


Tylopsis liliifolia in braun


Nymphe von Chorthippus oschei pusztaensis


Aiolopus thalassinus

Die Artenliste: Anacridium aegyptium, Pezotettix giornae, Acrotylus patruelis, Tylopsis liliifolia, Calliptamus italicus, Euchorthippus declivus, Pseudochorthippus parallelus (mit riesigen Weibchen!), Chorthippus dorsatus, Tetrix depressa, Conocephalus fuscus, Chorthippus oschei pusztaensis, Stenobothrus lineatus, Ruspolia nitidula, Sepiana sepium, Decticus albifrons, Eupholidoptera schmidti, Oedaleus decorus, Acrida ungarica, Aiolopus thalassinus, Aiolopus strepens, Locusta migratoria

Der anschließende Besuch eines zweiten Feuchtgebiets bei Nin erbrachte nichts Aufregendes mehr – zugegeben war nach diesem erneuten Hitzetag die Aussicht auf das Terrassenchillen schon zu verlockend, um hier noch lang Wurzeln zu schlagen;-) Auch wenn´s ein wirklich cooler Lebensraum war...



Am abendlichen Spaziergang zum Meer trafen wir erfreulicherweise auf diese Gesellen, die hier tatsächlich im locker bebauten Ortsgebiet herumkrabbeln – Testudo hermanni boettgeri. Das sind schon welche der entzückendsten Lebewesen überhaupt!






Am Dienstag verschlug es uns nochmal in die Berge des südlichen Velebit oberhalb von Maslenica. Wir wollten so weit rauf wie möglich, was uns aber aufgrund der „Straßen“verhältnisse nur bis ca. 950 m gelang. Wir hätten grundsätzlich nichts gegen eine Wanderung über einige hundert Höhenmeter gehabt, doch unser eigentliches Ziel lag streckenmäßig einfach noch zu weit weg. Deshalb verbrachten wir den ganzen Tag auf dieser Seehöhe in einem Talkessel, der neben den allgegenwärtigen Steinsteppen vor allem kurz- und langgrasige Trockenwiesen sowie Gebüsche aufwies.


im Überblick (durch den weiten Winkel etwas verzerrt)


Seltener Anblick: ein als Schafhirte getarnter Werner in Kroatien














Suchbild: Finde den Werner!

Mit 32 Arten war es erneut ein sehr diverser Standort, der unsere Reiseliste dank Tessellana tessellata, Phaneroptera falcata, Platycleis affinis, Barbitistes yersini und Chorthippus maritimus (ehemals bornhalmi) weiter wachsen ließ. Und tatsächlich war hier schon wieder Leptophyes intermedia zugegen, diesmal mit mind. fünf festgestellten Exemplaren (davon 1 Weibchen). Wer weiß, ob die nicht in Wirklichkeit deutlich weiter verbreitet ist, wenn uns schon in wenigen Tagen zwei Nachweise gelingen...


Die Ameisenjungfer Palpares libelloides - riesig!


Tessellana tessellata


Pachytrachis striolatus


Berghexe (Chazara briseis)


Poecilimon cf. elegans


Dinarippiger discoidalis (recht homogen gefärbt – wie überall, wo wir sie fanden)


Belegfoto eines Schwarzblauen Eisvogels (Limenitis reducta)


Weibchen von Leptophyes intermedia bei der Befruchtung. Optisch schön zu trennen sind die Samenpakete (bräunlich) und der Spermatophylax (weiß).


Suchbild: Barbitistes yersini und Leptophyes intermedia


Chorthippus maritimus

Artenliste: Chorthippus mollis (vermutlich ssp. lesinensis), Chorthippus maritimus, Chorthippus dorsatus, Oedipoda meridionalis, Oedipoda caerulescens, Omocestus petraeus, Oedaleus decorus, Yersinella raymondii, Stenobothrus rubicundulus, Stenobothrus lineatus, Platycleis grisea, Platycleis affinis, Calliptamus italicus, Dinarippiger discoidalis, Arcyptera brevipennis, Decticus albifrons, Phaneroptera nana, Phaneroptera falcata, Tessellana tessellata, Modestana modesta, Tettigonia viridissima, Pezotettix giornae, Euchorthippus declivus, Oecanthus pellucens, Euthystira brachyptera, Pachytrachis striolatus, Omocestus rufipes, Bicolorana bicolor, Barbitistes yersini, Poecilimon cf. elegans, Leptophyes intermedia, Pholidoptera dalmatica


Nun stand der letzte Tag an und wir entschieden uns für die Ufer des Velo Blato (Vogelschutzgebiet) auf Pag, dem ja auch Wolfgang 6 Jahre zuvor einen Besuch abstattete (siehe Ursprungsbeitrag). Wie ich inzwischen dank meiner Mutter erfahren hab, war ich dort tatsächlich auch schon mal, und zwar 1988 im zarten Alter von 6 Jahren im Zuge eines Familienurlaubs auf Pag. Hier sucht der kleine Günthi mit Schlangenhaken bewaffnet bereits eifrig nach Reptilien – dort irgendwo hab ich meine erste Europäische Sumpfschildkröte gefunden, ein vermutlich von Schafen zertrampeltes Jungtier. Als ob es gestern gewesen wäre...



Aber wie auch immer. Nachdem wir von einer Rangerin sehr höflich darauf hingewiesen wurden, dass man eine Art „Besucherpass“ benötigt, um das Gebiet betreten zu dürfen (nicht, dass das irgendwo gestanden wäre), holten wir uns eben einen solchen in der Touristeninformation des nahegelegenen Ortes Povljana (4 € pro Person) und begaben uns sodann in das höchst steinige Terrain, zunächst am Südufer. Nachdem wir trotz eingehender Suche bislang noch keine Steinschrecke Prionotropis hystrix gefunden hatten, diese aber ganz oben auf meiner Wunschliste stand, war das sozusagen die letzte Chance – und Werner wurde tatsächlich fündig! Doch obwohl wir 2-3 Stunden nur hier verbrachten, blieb es vorerst bei diesem einen Männchen.


mit Calliptamus italicus (dass die halt auch noch wo drauf ist:-))

Natürlich wollten wir auch Gampsocleis abbreviata sehen, die dort ungemein häufig und von einer Körpergröße ist, die wir nicht erwartet hatten! Dagegen sind unsere glabras geradezu Ameisengrillen... Jedenfalls ein weiteres Highlight!

Zunächst aber ein paar Habitatfotos:

Dass allein im folgenden Lebensraum 14 Arten zu verzeichnen waren, ist schon sehr bemerkenswert! An weiteren im Gebiet sind zu nennen Acrida ungarica, Aiolopus thalassinus, Anacridium aegyptium, Decticus albifrons, Platycleis affinis und Platycleis intermedia.


Habitat von Prionotropis hystrix, Calliptamus italicus, Oedaleus decorus, Gampsocleis abbreviata, Oedipoda caerulescens, Oedipoda meridionalis, Aiolopus strepens, Stenobothrus fischeri, Montana stricta, Locusta migratoria, Chorthippus (cf.) mollis, Omocestus petraeus, Arcyptera brevipennis (hier nun deutlich häufiger als im Velebit) und Platycleis intermedia








Diese rosa Tiere von Gampsocleis abbreviata gefallen mir besonders gut, deshalb hier gleich noch eine:




Diese wurde nicht so hingesetzt! Tatsächlich marschieren die dort einfach quer durch die Steinwüste...


Die am Velo Blato auch von Wolfgang fotografierte Seliosiothemis nigra


Aiolopus strepens - SO muss die ausschauen!;-)


Montana stricta


Stenobothrus fischeri war schon ziemlich am Ende...


Na gut, damit sie halt doch noch gscheit wo drauf ist... Trotz teilweise verdächtig kurzer Flügel entpuppten sich sämtliche kontrollierten als Calliptamus italicus.


All-time-favourite Oedaleus decorus (besonders die braun gefärbten)


Diese Argiope lobata hat sich einen Chorthippus cf. mollis geschnappt.


Locusta migratoria in graubraun...


und in grün.


Allen gemeinsam scheint jedoch die Vorliebe für Heidelbeeren zu sein.

Abschließend sind wir ans gegenüberliegende Ufer gefahren, wo noch zwei weitere Steinschrecken herumsprangen – ein buntes Männchen und ein kalkfarbenes Weibchen. Von „häufig“ kann jedoch auch hier keine Rede sein...


Was für ein Tier!


90 % der Fotos schauen allerdings so aus (Mistviech)...




Verabschiedet wurden wir von heftig warnenden Trielen, die von einer überfliegenden Wiesenweihe beunruhigt wurden, und das war´s dann – am Donnerstag traten wir ohne Umschweife die Heimreise an, mit 73 notierten Heuschreckenarten (inkl. Slowenien). Es war ein höchst erfolgreicher, (meist;) unglaublich lustiger und in jeder Hinsicht auch sehr lehrreicher Urlaub, der uns immerhin 7 der 9 „primary targets“ bescherte. Und die zwei letzten kommen auch noch irgendwann dran...



Ich hoffe, es war nicht die letzte Heuschreckenreise mit Werner – so ein Abstecher in seine mediterrane "Westen"-Tasche (haha) wär schon auch mal sehr reizvoll!

Abschließend noch die Gesamtartenliste – fett sind die für uns komplett neuen Arten (neue Unterarten nicht mitgerechnet, was vor allem Werner betraf). Arten ohne W oder G dahinter waren für uns beide neu.

Beste Grüße!
Günther


Dinarippiger discoidalis
Conocephalus fuscus
Ruspolia nitidula
Barbitistes serricauda
Barbitistes yersini
(W)
Leptophyes albovittata (nur SLO)
Leptophyes boscii
Leptophyes intermedia
Poecilimon schmidtii
(nur SLO)
Poecilimon cf. elegans
Phaneroptera falcata
Phaneroptera nana
Tylopsis liliifolia
Bicolorana
cf. bicolor (im Norden B. kraussi nicht zu 100 % ausgeschlossen)
Roeseliana roeselii
Decticus albifrons
Gampsocleis abbreviata
Eupholidoptera schmidti
Phiolidoptera griseoaptera
Pholidoptera dalmatica
Modestana modesta
Montana stricta

Platycleis affinis
Platycleis grisea
Platycleis intermedia
(G)
Tessellana tessellata (G)
Pachytrachis gracilis (nur SLO)
Pachytrachis striolatus
Rhacocleis germanica
(G)
Yersinella raymondii
Sepiana sepium
Tettigonia viridissima
Tettigonia caudata
Pteronemobius heydenii
(nur SLO)
Eumodicogryllus bordigalensis
Oecanthus pellucens
Tetrix depressa
Tetrix tenuicornis
(nur SLO)
Tetrix transsylvanicus hypsocorypha (nur SLO)
Acrida ungarica
Calliptamus italicus
Pezotettix giornae
Anacridium aegyptium
Arcyptera brevipennis
(G)
Chorthippus biguttulus
Chorthippus brunneus
Chorthippus maritimus
(W)
Chorthippus mollis (wohl ssp. lesinensis)
Chorthippus vagans
Chorthippus dorsatus
Chorthippus oschei pusztaensis
Pseudochorthippus parallelus
Euchorthippus declivus
Chrysochraon dispar
Euthystira brachyptera
Stauroderus scalaris
Gomphocerippus rufus
(nur SLO)
Omocestus petraeus
Omocestus rufipes
Stenobothrus lineatus
Stenobothrus fischeri
Stenobothrus croaticus
Stenobothrus rubicundulus
Odontopodisma schmidtii
(nur SLO)
Micropodisma salamandra (nur SLO)
Acrotylus patruelis (G)
Aiolopus strepens
Aiolopus thalassinus
Locusta migratoria
Oedaleus decorus
Oedipoda caerulescens
Oedipoda meridionalis
(W)
Prionotropis hystrix (G)


zuletzt bearbeitet Heute 12:40 | nach oben springen

#22

RE: Kroatien mit Stenobothrus croaticus

in Beobachtungen außerhalb Österreichs vor 5 Minuten
von WSW • 1.036 Beiträge

Super Reisebericht, Günther, sehr spannend!

Ich hatte mir gedacht: Der Günther wollte doch den croaticus auch mal sehen. Wenn er bis jetzt noch nicht dort war, dann wird's wohl nichts mehr.
Aber so kann man sich täuschen .

Ich hab von dieser Vielfalt so gut wie nichts gesehen. Aber das war auch nicht mein Ziel. Ich wollte eigentlich nur nach 6 Jahren mit gesundheitlichen Problemen noch einmal ans Meer gelangen, dort schwimmen, gut essen usw. Der croaticus war zudem auf der Rückfahrt, da wollten wir auch noch heimkommen. Und die Hitze dazu! Und zu guter Letzt hatte ich nicht Werner mit, sondern einen Bremsfallschirm .

Also ich war auch diesmal wieder auf ein paar altbekannten Exkursionszielen unterwegs, hab z.B. auch Somatochlora meridionalis wieder mal gesehen (eine von 2 Libellenarten, die mir in Ö noch fehlt), aber im Prinzip sah ich dort nix Neues und war bei der extremen Hitze von täglich 36° auch nicht sehr motiviert. Am Veli Blato habe ich diesmal genauso wie auch früher keinen Ranger gesehen und somit auch nix gezahlt, aber auch kaum etwas gehört, nur eine nicht ablesbare Mittelmeermöwe gesehen. Die Heuschreckensaison steckte bei mir aber wohl auch noch sehr in den Kinderschuhen. Am Ende habe ich aber bei der Rückkehr zu meinem Auto dort auch noch eine ganz frische G. abbreviata gefunden.

Bei deinen Wunscharten ist mir natürlich der endemische Rammeihippus dinaricus aufgefallen. So wie viele andere Forscher logiere ich im Raum Starigrad/Seline und bin da mitten im Areal! Nur wusste ich von seiner Existenz nichts . Ende Juni/Anfang Juli wäre aber wohl auch etwas zu früh gewesen. Es gibt dort überall dokumentierte Nachweise, in Seline, auf Veliko Rujno, in der großen Paklenica und am Weg nach Pag. Den müsste es dort überall geben! Im Raum Maslenica hättet ihr den finden müssen!

Nächstes Jahr mach ich gescheite Bilder von dem

VG Wolfgang

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