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#1

Habitatgröße bei Stenobothrus stigmaticus

in Beobachtungen in Österreich 21.08.2017 21:32
von hospiton • 2.719 Beiträge

Hallo!

Ich weiß, Wolfgang wird gleich "aufschreien", aber ich wollte nur als "Gegenbeispiel" zu seinem Bericht über den nigromaculatus im Waldviertel ein Beispiel von gestern zeigen, welches mir schon einige Male im Waldviertel aufgefallen ist: Und zwar die sogenannten Streifenfluren, dass sind jene schmalen Böschungen zwischen den Feldern, Wiesen, Wegen bzw. Straßen, die vermutlich durch fehlende Düngung und andere Bewirtschaftung einen völlig anderen Charakter haben als ihre landwirtschaftlich genutzte Umgebung, nämlich völlig mager, schütter bewachsen, durch die Neigung auch eine andere Sonneneinstrahlung. Und es ist beachtlich, in welchen Abundanzen der Kleine Heidegrashüpfer dort vorkommen kann! Hier 2 Beispiele in der Nähe von Schloss Rosenau, westlich von Zwettl (Ähnliche Situationen habe ich vor einigen Wochen bei Langschlag westlich von Groß-Gerungs feststellen können und in den Jahren davor auch an anderen Orten im nordwestlichen Waldviertel).

Bild 1, orange umrandet die typischen "Streifenfluren", der Rest besteht aus, wie man sieht, Fettwiesen, Wegen, evtl. auch Felder:


Bild 2, im Vordergrund eine Stelle mit Teufelsabbiss (Succisa pratensis), links dahinter noch unwirtlicher für stigmaticus, eine sumpfige Senke mit Carex etc. und rechts (orange umrandet) eine einige m² große Magerwiesenzelle, dort sprangen geschätzt sicher 100 Individuen herum:


Hier ein Weibchen von dort:


Was ich damit aufzeigen will: Es ist erstaunlich und auch ein wenig beruhigend, mit wie wenig Platz diese Art dennoch auskommt und wie wichtig die Erhaltung dieser ursprünglichen Bewirtschaftungsform ist! Wolfgang hat ja schon früher einmal geschrieben, dass diese Fluren leider im südlichen Waldviertel völlig verschwunden sind und damit auch fast alle Vorkommen der beiden Stenobothrus-Arten. So wie es aussieht, braucht der nigro doch ein wenig mehr Platz, wenngleich - wenn ich an meine Stelle bei Königstetten denke - da sind es auch nur einige m², welche ebenfalls solch einen mageren Charakter haben und wo sich die Population auch (noch?) halten kann.

Noch ein typischer Waldviertler, Chorthippus vagans:


Das ganze ist in der Nähe der sogenannten "Weltkugel":



LG

Werner


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#2

RE: Habitatgröße bei Stenobothrus stigmaticus

in Beobachtungen in Österreich 27.08.2017 12:33
von WSW • 1.034 Beiträge

Hallo Werner!

Wieso sollte ich da jetzt "aufschreien"? Ein ziemlich ähnliches Habitat hatte ich früher am südlichen Ostrong bei Neu-Waldhäusl auch gehabt. Auf mehreren Stufenrainen, die zum Teil miteinander verbunden waren, hatte es nur so gewimmelt von St. stigmaticus. Gute 10 Jahre später war nichts mehr übrig davon. Die Fettwiesen hatten sich auf die Stufenraine ausgebreitet bzw. waren diese verbracht und verfilzt. Da passt das Habitatschema dann nicht mehr.

Ich bin auch überzeugt, dass der stigmaticus mit kleineren Habitaten durchkommt, falls man auf diese seeeehr gut(!!) aufpasst. Aber das geschieht ja praktisch nirgends, wobei ich nicht genau weiß, wie es diesbezüglich weiter nördlich im Waldviertel aussieht. Besonders beruhigt wäre ich aber keinesfalls. Ich habe erlebt, wie wahnsinnig schnell es beim Verschwinden von Magerhabitaten zugeht.

Die 4ha Mindestgröße in meinem Artikel habe ich nur bezugnehmend auf Sachteleben im Bayernatlas diskutiert, wirklich überzeugt bin ich davon nicht. Wichtig bei so kleinen Habitaten dürfte der Verbund oder die Nachbarschaft mit anderen, vielleicht sogar größeren Vorkommen sein.

Der nigromaculatus ist da ein ganz anderes Thema. Der kommt bei mir nur auf größeren Flächen vor, da könnte ich mir eine gewisse Mindestgröße auf jeden Fall vorstellen. Bezüglich Habitatqualität scheint er fast noch empfindlicher zu sein. Man könnte mit meiner Studie sogar die Erfolglosigkeit der "Europaschutzgebiete" für den Artenschutz nachweisen, da es in meinem Untersuchungsgebiet völlig wurscht ist, ob die Vorkommen im N2000 oder außerhalb liegen.

Es geht jetzt bei beiden Arten ohnehin nur mehr um den konsequenten Schutz der wenigen verbliebenen insulären Restvorkommen.

VG Wolfgang


zuletzt bearbeitet 27.08.2017 19:04 | nach oben springen


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