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Ein paar Heuschrecken aus Kroatien

in Beobachtungen außerhalb Österreichs 27.08.2013 14:50
von WSW • 1.034 Beiträge

Hallo!

ich war letzte Woche in Kroatien mit dem Versuch, den Sommer noch etwas zu verlängern. Aber spätestens die Bora am 2. Tag hat mich wieder in Herbststimmung versetzt und dementsprechend war es um meine Forschungsmotivation bestellt.

In Seline in einem "Österreicher-Haus" zu wohnen und keine der beiden Paklenica-Schluchten wenigstens zu begehen, das hätte es früher bei mir nicht gegeben

Ein paar Bilder dennoch, wenn auch keine tollen Sensationen drunter sind.

Für kroatische Verhältnisse ein ganz netter Strand, mit "Forschungsgelände" gleich anschließend.



Ein Blick in die andere Richtung, mit Nasenschrecken-Terrain im Vordergrund, im Hintergrund Starigrad und der Velebit; durch dieses Gelände führt übrigens eine 1-spurige befestigte Straße hoch. Mehr im Vordergrund ist der Auslauf der Großen Paklenica-Schlucht zu erkennen, die um 50 Kuna in den NP führt, die ich mir aber wie gesagt geschenkt habe.



In Kroatien meist kleinflächig sind die Strandbiotope mit Quellerfluren und Strandflieder ausgebildet.



Da wimmelt es dann von Braunen Strandschrecken und Schönschrecken.



Aber die einzige Heuschrecke, die mich heuer wirklich ein wenig angestachelt hat, ein klassisches Kalenderviech, das war die Nasenschrecke, die genau dort eine kleine Konzentration hatte.

Ich zeige 3 verschiedene Weibchenformen, denn diese Trümmer schlagen die Männchen in dem Fall klar.

Klassische braune Form:



Die gezeichnete grüne Form, wie sie auch der Bellmann hat:



Und im Landesinneren fand ich dann noch ein ganz grünes Weibchen:



Das sind schon steile Viecher; eins von denen wird auf die nächste August-Seite kommen.

Natürlich gibt es in dem Gelände auch Arten wie Decticus albifrons, Oedaleus decorus und anderes zu entdecken, aber ich habe keine ernsthaften Bilder von denen gemacht. Hingegen eins von der Ägyptischen Wanderheuschrecke, die man vereinzelt in den lockeren Oliven- und Feigenhainen antrifft (die Feigen waren gerade reif...)



Auch im Quartier gab´s Heuschrecken, darunter offensichtlich meine erste Rhacocleis germanica, der ich geschickterweise erst einen Haxen abgeluchst habe, bevor ich sie fotografierte...



Nun noch ein paar Bilder von den wenigen Ausflügen. Den Süßwassersee auf Pag haben wir ohne Karte gefunden, ein fantastisches Feuchtbiotop inmitten der dürren Halbwüste. Dort gibt es Zwergscharben, diverses anderes Wassergeflügel wie durchziehende Limikolen und hunderte unberingte Möwen. 08HB konnte ich dann aber doch vom Auto aus erwischen.



An Heuschrecken das übliche, aus dem Feuchten waren die Gesänge der Sumpfgrille (nehm ich mal an) zu vernehmen. Der See hat vor allem auch libellenkundliche Bedeutung; THO hat sich dort heuer seine Traumlibelle geholt, bei mir waren nur mehr recht wenige Libellen zu sehen, darunter keine mit Traumrelevanz.

Ansonsten ist noch das 2-malige Befahren der Straße nach "Veliko Rujno" zu erwähnen, ein kleines Abenteuer, obwohl alles asfaltiert oder betoniert ist. Entgegenkommen sollte halt an bestimmten Stellen nach Möglichkeit nichts.
Wir blieben beim Parkplatz stehen und gingen auf der Schotterpiste weiter, was sichtlich lt. Google Earth ein Fehler war, denn so erreichten wir die grasigen Heuschreckenbiotope weiter oben nicht. Ich war dennoch zufrieden, denn mit Felsenkleiber und Trauermeise konnte ich unerwartet meine Westpaläarktis-Liste verlängern

Ein paar Habitatbilder von dort:



Und hier sieht man die Straße, die durch Felsenkleiber- und Trauermeisen-Habitate führt.



Entlang der Straße gab es noch einiges an Tagfaltern, Bienen und Heuschrecken zu sehen.

Diese Biene mühte sich stundenlang an derselben Riesen-Glockenblumenpflanze ab. Viel auffälliger waren aber die zahlreichen Holzbienen.



Tagfaltermäßig gab es unbestimmte Bläulinge, Karst-Weißlinge Pieris mannii und Kardinäle, die dann doch alles Kaisermäntel waren, zu sehen.
Charakterart der Heuschrecken war Oedipoda germanica, die ich in Ö wahrscheinlich nie zu Gesicht bekommen werde.



Recht hübsch war die Farbkombination dieser einzigen Balkan-Sattelschrecke (nehm ich mal an) auf Eryngium amethystinum:



Und beim Parkplatz dann noch ein nicht zuordenbarer, akustisch recht unauffälliger Chorthippus, keine Ahnung, was es dort unten gibt.



Ich bin dann am nächsten Tag mit etwas mulmigem Gefühl abends die Straße wieder hoch, um dort oben zu leuchten. Ein tolles Erlebnis, ganz ohne künstliches Licht, nur mein Turm, der Mond und eine riesige Sternschnuppe erhellten den Velebit. Dazu Gesänge von Zwergohreule und Uhu. Leider war der Anflug enttäuschend. Ich hatte aber wenigstens einen sehr dekorativen Windenschwärmer:





Und als Highlight ein Falter von Catocala diversa, von dem gibt´s im Lepiforum bisher nicht einmal ein Lebendfoto, hat man also anscheinend nicht jeden Tag.



Das Gelände zwischen Strand und Quartier habe ich zumindest tagsüber auch observiert, da hat noch einiges geblüht und folglich gab es viele Insekten.
Ich konnte mir da einiges an neuen Tagfaltern holen, wie etwa Hipparchia statilinus oder Hyponephele lycaon. Auch diese hübsche Halictus habe ich dort gesehen.



Eine Niederlage gab es dort auch: Völlig überraschend sah ich am Weg vom Strand ein taufrisches Männchen von Tarucus balkanicus stationär um einen Strauch von Christusdorn fliegen! Hab ich vor Jahren schon mal zahlreich auf den Kornaten gehabt, aber die Fotos von damals.....

Ich bin sofort ins Quartier und war nach einer halben Stunde mit der Kamera zugegen, der balkanicus allerdings nimmer.

Ich will aber nicht mit einer Niederlage enden, sondern mit meinem ersten Hemaris croatica:



Vielleicht gelingt´s mir mal, mit besserer Laune und etwas früher in dieses Gebiet zu kommen.

VG Wolfgang

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