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Endlich einmal eine Heuschreckenexkursion!
in Exkursionsberichte 17.07.2013 14:47von WSW • 1.034 Beiträge
Heute Vormittag habe ich aus gegebenem Anlass ein paar alte Fundorte von Arcyptera fusca kontrolliert, die ich schon ewig nicht mehr besucht habe.
Beim ersten war der Grund einfach, dass dieser Fundort ziemlich entlegen und daher schwer erreichbar ist. Gefunden habe ich diese Waldwiese seinerzeit zufällig bei einer Bachwanderung am Schwarzaubach westlich von Eitental im Weitenbachtal.
Diesmal näherte ich mich auf einer Forststraße und wurde natürlich sofort wieder abgelenkt von einem mutmaßlichen Wespenbussard-Brutplatz und diesem ziemlich neuen Kleinen Eisvogel-Weibchen:
Hab die Wiese dann doch noch erreicht nach einer Bachdurchfurtung und die Höckerschrecken waren sofort wieder zahlreich da!
Da vergehen die Jahre einfach wie nix.
Von den anderen Heuschrecken dort noch wenig zu sehen, das meiste wohl noch in Larve. Überhaupt sieht diese Hangwiese wenig spektakulär aus und ist dennoch ungemein wertvoll für die Lebewelt dort. Da können Quelljungfern gleich neben dem Bach jagen, diverse Wildbienen finden Blüten, genauso wie Schmetterlinge. Gleich um die nächste Bachkurve präsentierte sich eine weitere Grünfläche bereits mit Christbäumen zugepflastert...
In Eitental habe ich mir dann noch eine weitere Grünfläche hinter den Häusern am Hang gleich neben der Weitentalstraße angesehen. Das erhoffte neue Vorkommen von A. fusca gab es dort nicht, aber immerhin ein für mich neues Vorkommen von Stenobothrus nigromaculatus! Der ist eigentlich überall zu finden, wo´s passt, nur leider passt es immer seltener.
Die übrigen Heuschrecken repräsentierten eine typische Trockenrasengesellschaft im westlichen NÖ.
Artenliste:
Mantis religiosa (2 Larven)
Nemobius sylvestris
Gryllus campestris (tatsächlich sang noch eine!)
Platycleis a. grisea
Decticus verrucivorus
Metrioptera bicolor
Tettigonia viridissima
Stenobothrus lineatus
Stenobothrus nigromaculatus
Chorthippus biguttulus
Chorthippus brunneus
Chorthippus parallelus
Euthystira brachyptera
Und diese Larve - Oedipoda oder Psophus?
Unten an der Straßenböschung dann eine Überraschung: Ein Drittnachweis der Turmschnecke Zebrina detrita im Bezirk Melk! Ich schaffte neben leeren Schalen auch einige Lebendnachweise. Die Gehäuse, auch von Cepaea vindobonensis, kann ich gut für meine neue Bienensteinmauer im Garten brauchen
Zuletzt noch ein Fundpunkt in einer Talwiese direkt neben der Weitenbachstraße: Unglaublich, die Arcyptera´s waren punktgenau wieder da, wo sie vor 10 Jahren waren - genau auf der kurzrasigen Traktorzufahrt auf die Wiese. Ansonsten dort viele Lauchschrecken, auch Ch. dorsatus war hier schon adult.
VG Wolfgang
RE: Endlich einmal eine Heuschreckenexkursion!
in Exkursionsberichte 18.07.2013 00:41von Günther • 2.342 Beiträge
Hallo Wolfgang,
die Larve ist eine Oedipoda, ganz typisch der Einschnitt (Sulcus) in der Mitte des Pronotums. Psophus hat das nicht, der ist da wie die Erwachsenen auch als Larve ganz rund.
Bei der Lauchschrecke schreib ich mal im Live-Ticker 'Eitental'. Falls das nicht stimmt, gib einfach zwecks Vollständigkeit bescheid.
Danke für den schönen Bericht! Eine neue nigro-Wiese findet man nun wirklich nicht alle Tage..!
LG,
Günther
RE: Endlich einmal eine Heuschreckenexkursion!
in Exkursionsberichte 19.07.2013 11:08von Thomas Z-K • 738 Beiträge
RE: Endlich einmal eine Heuschreckenexkursion!
in Exkursionsberichte 19.07.2013 11:31von hospiton • 2.740 Beiträge
Zitat von Thomas Z-K im Beitrag #4Genau das dachte ich mir auch bei einer Stelle in "meinem" Sektor - auf einem (vermutlichen) alten Kühnelt Standort gibt's zwar noch Psophus, aber keine Arcyptera mehr - der Standort wäre aber noch zu retten, wenn die sch.... Silberfichten weg wären!
...Und nieder mit den Christbäumen!.....
LG
Werner
RE: Endlich einmal eine Heuschreckenexkursion!
in Exkursionsberichte 20.07.2013 18:15von WSW • 1.034 Beiträge
Und weiter geht´s mit´m Arcyptera- und nigromaculatus-Kartieren.
Also heute nach längerem wieder in meine frühere Lieblingsgegend, auf die "Luft" bei Kirchberg a.d. Pielach. Bereits von weitem nun deutlich sichtbar der Schandfleck der Gegend, der den tiefgründigen Reiz dieser Landschaft zunichte gemacht hat:
Genau dort war früher eine Wiese mit Anacamptis pyramidalis und im Wald daneben trommelte ein Weißrückenspechtpaar nachbrutzeitlich.
Zum Steinbruch kommt die asfaltierte breite Zufahrtsstraße, der Staub und Lärm, und neuerdings hat man sich sogar den großen Parkplatz des leider inzwischen geschlossenen Luft-Wirtshauses unter den Nagel gerissen. Dort, wo noch letzten Herbst man an einem schönen Wandersonntag keinen Parkplatz kriegte, stehen jetzt Schwertransporter, Baumaschinen und riesige Schotterhaufen.
Da sieht man genau, wer das Match Bauwirtschaft gegen Natur und Landschaft gewinnt...
Leider ist es nicht der einzige Berg, der hier abgesprengt wird, drüben am Brandleitenkogel macht die Firma Th. mit Unterstützung unserer Behörden genau dasselbe und damit ist eine der reizvollsten Landschaften erledigt. Dazwischen kämpfen aber immer noch floristische und faunistische Kostbarkeiten ums Überleben. Und die galt es heute aufzuspüren.
Auf den dumi-Wiesen harren hoffentlich bereits die Wiesenspinner der nächsten Generation auf ihren Einsatz. Die große Zeit der Tagfalter ist jetzt vorbei. Ein letztes Brenthis hecate-Weibchen suchte noch nach günstigen Ablagestellen.
Oben am Waldsaum eine Überraschung: ein Zahnflügel-Bläulings-Weibchen:
Da sind ausnahmsweise mal die Weibchen schöner...
Der Gelbe Lein ist auch so ein trauriges Kapitel. Mit unglaublicher Präzision hat man in den letzten 20 Jahren fast alle Wuchsorte hier im Grenzgebiet der Bezirke Melk und St. Pölten vernichtet, obwohl man eigentlich das Gefühl gehabt hatte, dass nicht allzu viel passieren könne. Die letzte Handvoll Pflanzen auf einer Straßenböschung auf der Melker Seite mäht dann noch die Straßenmeisterei völlig unnötig nieder. Auf der anderen Seite wird man auch bald nix mehr finden.
Erfreulich dagegen, dass die paar Pflanzen von Epipactis muelleri noch da sind, die ich vor 10 Jahren in einer Ecke der Wiese gefunden habe. Die Blüten dieser selbstbestäubenden Epipactis-Art öffnen sich bei dieser Trockenheit kaum, trotzdem bilden sich die Kapseln.
Endlich zu den Heuschrecken. Arcyptera fusca war hier nicht mehr zu finden. Es liegt wohl nicht an den Habitaten, vielmehr war die Art nur einmal hier relativ häufig festzustellen, in einem Jahr mit Klimasommer, wo drüben im Klausgraben die Arcyptera-Population explodiert ist und viele Tiere auswandern mussten, bis hinüber zum Sturmkogel. Wäre interessant, was den Höckerschrecken hier nicht gefallen hat. Vielleicht sind auch zu wenig Weibchen mitgewandert.
Stenobothrus nigromaculatus ist doch noch nicht ganz weg. Auf der vorderen Wiese surrte einer, auf der großen dumi-Wiese mind. 3. Das ist natürlich kein Vergleich zum ehemals massenhaften Auftreten. Möglicherweise werden die Wiesen jetzt gar zu spät gemäht oder der Luftstickstoff sorgt auch auf diesen mageren Wiesen für zu dichte Vegetation oder beides zu sammen. Jedenfalls war noch keine der Trespenwiesen im Gebiet heute gemäht. Und das ist für den nigro sicher ungünstig.
Weiter oben ist noch so eine Fläche und da habe ich ihn letztes Jahr ja noch gefunden. Genau dort surrten auch heute 5-10 Männchen und 1 Weibchen konnte ich im Halmgewirr knipsen.
Auf dieser Wiese gab´s noch eine Sensation:
Das kann nur Idaea aureolaria sein, hätte nie gedacht, dem in den Voralpen zu begegnen...
Ich bin dann nach Westen Richtung "Filian" und da gab es früher auch eine sehr schöne, steile, flachgründige Wiese. Man merkt heute, wie der Bewirtschafter drüber nachdenkt, wie er diesen Hügel doch irgendwie optimieren könnte.
Die Gehölzinsel im unteren Teil ist schon vor Jahren einer Rodung zum Opfer gefallen. Da war diese Säbelschrecke, die ich für eine constrictus hielt, HMB jedoch nicht. Der ganze Komplex ist voll mit kompliziert strukturierten Weidezäunen, man will sich offenbar das Mähen im steilen Bereich ersparen, wo der nigro sitzt.
Optisch schaut die ganze Leiten nix mehr gleich, aber es ist noch immer das mit Abstand beste nigro-Vorkommen im Gebiet.
Mit´m 100er krieg ich leider nicht alles drauf, aber hier links bin ich im gemähten Teil runter und da sitzen viele nigros, die vom ungemähten Trespenbereich hierher ausgewichen sind.
Aber auch hier im hohen Trespenfilz finden sich karge Stellen, wo sich der nigro noch behaupten kann. Von der Seite erkennt man das Gefälle und weiß, dass die Tage des nigro hier gezählt sind. Denn eines hat der heutige Tag gezeigt: Beweidung mag er einfach nicht und darauf läuft es hinaus: die Steilflächen, die gefährlich und mühsam sind, sollen beweidet werden. Der ebene Bereich oben, wo früher auch noch Orchideen wuchsen, ist hingegen überdüngt bis zum geht nicht mehr - da wird "Heumilch" gewonnen...
Ein grasgrüner nigro, der hier noch surrt:
Erste Psophus-Männchen schnarren bereits umher:
Ein paar bunte lineatus-Variationen (die aber an den blauen von letztens nicht herankommen):
Und eine grün überhauchte Platycleis. Ein offensichtlicher Klimagewinnler, die war früher sehr selten, jetzt aber ist sie in Viehweiden an manchen Stellen sogar häufig.
Genau in diesen Viehweiden findet man aber nie den nigro, das mag er offensichtlich gar nicht.
Letzter Programmpunkt: Eine große Viehweide beim "Filian". Hier tat sich heuschreckenmäßig recht wenig, die üblichen halt ohne A.f. und St.n.
Dennoch ein Förderkandidat, denn Gerhard´s 2. Wunschbläuling tauchte im Angesicht seines Heimatortes auf (er ist aber jetzt in CRO):
Und mit diesem schönen großen Maculinea arion-Männchen habe ich das Ende dieses elegischen Exkursionsberichtes erreicht. Dort herumzumarschieren mit diesen schönen Erinnerungen zwischen Steinbrüchen, Asfaltstraßen, Bautransport-LKW´s, falsch gemanagten Wiesen usw. war für mich nicht einfach. Dennoch werde ich wieder hinfahren, wahrscheinlich wenn der dumi fliegt...
VG Wolfgang
RE: Endlich einmal eine Heuschreckenexkursion!
in Exkursionsberichte 21.07.2013 16:34von Thomas Z-K • 738 Beiträge
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