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Chorthippus eisentrauti nördlich der Salza?
in Bestimmungsfragen Gestern 12:22von WSW • 1.039 Beiträge
Hallo!
Ich habe ein Bestimmungsproblem.
Ich bin die letzten Jahre öfters durchs Salzatal zwischen Gusswerk und Palfau gefahren und da haben mich immer die beachtlichen Schuttfächer an der Salza bei Gschöder/Stmk. angelacht.
Gestern war es soweit: Ich hab mich bei Gschöder eingeparkt. Dort ist die einzige lokale Brücke, um an das Nordufer zu gelangen. Dort musste ich dann an die 2 km flussab marschieren, um an die wirklich guten Schutthalden zu gelangen. Landschaftlich ein Traum - leider gibt es dort 2 Störfaktoren: An Land ununterbrochen vorbeidonnernde Motorräder und in der Salza ebenso unentwegt vorbeischwimmende Kajakfahrer, wirklich schade um dieses wunderbare Flusstal!
Hier mal der erste Schuttfächer, um einen Eindruck zu gewinnen, wie das Habitat dort aussieht:
Die Schuttfächer ziehen sich hier so ca.1 km entlang der Salza dahin, es gibt aber auch im Raum Weichselboden ähnliche Fächer.
Hier ein Ausschnitt vom Talboden aus, damit man sich die Steilheit vorstellen kann:
Dann kam ich zu meinem "Wunschfächer", der direkt bis zum Fahrweg an der Salza herunterreicht:
Zu meiner Enttäuschung war es im Geröll am Fahrweg völlig still, keine Grashüpfergesänge. Natürlich war meine geheime Hoffnung Ch. eisentrauti, aber nichts dergleichen zu hören, nur die Geräusche von T. cantans und das Rauschen der Salza. Die Steigung des Schuttstroms war für mich extrem abweisend.
Nach kurzem Überlegen aufzugeben entschied ich, in der Waldzunge hinter dem Schuttfächer hochzusteigen. Zum Glück war da ein Weg zu einem Zugang zur Hochquellenwasserleitung, sodass ich bequem Höhe gewann und dann wieder nach rechts zum Schutt hinausqueren konnte.
Dort konnte man sich aber kaum weiterbewegen, jeder Schritt musste geplant und mühsam umgesetzt werden. So erreichte ich diese Stelle mit einem langen schmalen Vegetationsstreifen, wo Arten wie Teucrium montanum und Allium lusitanicum (vormals montanum) vorkommen.
Und da hörte ich dann biguttulus-artige Gesänge! Etwa 3 ♂♂ dürften es nach den unterschiedlichen Entfernungen gewesen sein.
Wie jetzt diese Tiere erreichen?? Ich kämpfte mich extrem mühsam über den Grasstreifen hoch. Schlauerweise hatte ich mein Netz mit. Ich versuchte, Grashüpfer aus dem Gras aufzuscheuchen und zu fangen. Man glaubt aber nicht, wie mühsam das auf dem groben Geröll ist. Der erste Kandidat ist natürlich entkommen, beim 2. Kandidaten konnte ich mit einiger Mühe und Glück zuschlagen.
Die Enttäuschung in der Hand war groß: Ein graubrauner Grashüpfer mit nur wenig Orange am Popsch - wohl biguttulus. Ich nahm den Burschen aber mit und stieg ab.
Erst im Schatten des Waldrands begutachtete ich diese grünen Horste im nackten Schotter: Das war doch tatsächlich der Schlitzblättrige Streifenfarn Asplenium fissum - sehr selten und nur in NÖ, OÖ und ST vorkommend. Früher potentiell gefährdet wegen Seltenheit, jetzt ungefährdet wegen nicht gefährdeter Standorte. Aber finden muss man den einmal. Ich kannte einen Standort, den mir wer in Weichselboden gezeigt hatte, für den Hans war das damals der "Pedasü-Farn", den Standort hatte er wohl von L. Schratt-Ehrendorfer. Wo er in NÖ vorkommt, weiß ich nicht.
Und hier mit den offenen Sporenträgern:
Zumindest doch was Seltenes gefunden.
Heute habe ich den Chorthippus nach Kühlschrankaufenthalt und kurzem Einschläfern im Gefrierfach auf der Terrasse fotografiert.
Hier noch etwas benommen, aber mit gut sichtbarem Subcostalfeld:
Eine Überraschung: Das Orange wirkt in dieser Position doch deutlicher, sogar die Hinterschenkel sind orange getönt. Und das Subcostalfeld weist zwar in der Mitte des Radius eine leichte Ausschwenkung auf, aber im Prinzip geht das Subcostalfeld mit weiter zunehmender Erweiterung nach außen, das wäre dann doch eisentrauti-mäßig!
Hier hat er sich schon erholt:
Ich bin mir aber nicht absolut sicher, da ich den Gesang nicht verifizieren konnte wegen der ständig brüllenden Motorräder. Seit dem Befund von Illich et al. ist ja der eisentrauti in den Nordalpen grundsätzlich gar nicht so selten an den passenden Habitaten. Wie ich dem Forum entnehme, wurde er inzwischen sogar schon von der Hohen Wand/NÖ gemeldet (ist das verifiziert?).
Aber jetzt würde es mal drum gehen, ob ich mich doch nicht umsonst auf diesen steilen Fächer hochgekämpft habe. Immerhin kann ich jetzt die Schilderungen von Toni Koschuh über die eisentrauti-Habitate nachvollziehen...
Vom Habitat her müsste es ja viel besser für eisentrauti als für biguttulus passen. Auf diese Fächer brennt mit 90° die Nachmittagssonne hinein und die entsprechenden Pflanzen kommen daher auch vor. Ein halbes Jahr dürften aber die Hochschwabgipfel das Gelände beschatten.
VG Wolfgang

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