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Hallo Leute,
meine neuen Möglichkeiten, von Leuten vom Fach zu lernen, nutze ich gleich mal aus.
Die angefügte Dornschrecke habe ich heute in der Sager Heide, südl. Oldenburg i.O., Niedersachsen, Deutschland gefangen. Tatsächlich habe ich bei dem Tier nicht viel Zweifel, dass es sich um undulata handelt. Tenuicornis kommt in Norddeutschland kaum einmal nördlich der Mittelgebirgsschwelle vor. Die kurzen Hinterflügel, die über 2mm vor der Pronotumspitze enden sprechen klar für undulata. Die Länge der Legescheiden kann ich nicht einschätzen. Aufgefallen ist mir bei dem Tier, dass die Fühler recht dünn sind und zumindest ein Mittelglied ziemlich lang aussieht. Für mich das Merkmal mit dem ich tenuicornis hoffe am ehesten einmal zu entdecken. Daher möchte ich an dieser Stelle lernen, ob solch eine Ausprägung für letztere noch immer zu kurz ist. Fotos gibts ja viele auf denen ich gucken könnte, Euch einfach zu fragen hilft ja aber u.U. auch noch bei den anderen Merkmalen.
Gruß und Dank,
Kay
Hallo Kay!
Herzlich Willkommen im Forum!
Du hast Recht, bei deinem Tier handelt es sich ohne Zweifel um T. undulata. Wenn du mal T. tenuicornis-fühler live gesehen hast wird es dir wahrscheinlich sofort klar sein warum die Langfühlerdornschrecke heißt....leider können diese Merkmale manchmal doch von den klassischen Formen abweichen. Dafür gibt es aber zum Glück ja auch noch andere Merkmale die man zur sicheren Unterscheidung heranziehen kann. Von vorne betrachtet erkennt man beispielsweise bei T. undulata einen sehr kräftigen Mittelkiel der, ähnlich wie bei T. ceperoi, wie eine Messerkante beinahe über das gesamte Pronotum zieht...dieses Merkmal ist bei T. tenuicornis nur sehr schwach ausgeprägt. Auch die Form des Vertex ist ein Merkmal, dass die zwei Arten von einander trennt und das man ohne Weiteres mit einer Lupe im Freiland erkennen kann.
bei Bedarf könnte ich eine Gegenüberstellung der beiden Arten mit Bildern anfertigen...
Grüße, Markus
Moin Markus,
da komme ich gleich mit einer Verständnissfrage hinterher. Du schreibst, dass ceperoi und undulata durch das Merkmal eines messerscharfen Mittelkiels verbunden sind. Ceperoi ist doch eine flachrückige Tetrix wie subulata dachte ich. Wie kann ich da Übereinstimmungen des Kiels verstehen ? Bringe ich jetzt weder in meinem Hirn noch mit Hilfe von Fotos zueinander.
Werner hatte den auch schon erwähnt. Was war noch gleich der Vertex? Hört sich nach einem ganz guten Kriterium an.
Das wäre natürlich super, wenn Du den Bestimmungsexkurs mit Fotos unterfüttern könntest!
Im Voraus vielen Dank.
Gruß,
Kay
Hey Kay!
Ich wollte dich nicht verwirren! T. ceperoi hat tatsächlich einen sehr scharfen Mittelkiel der unter anderem ein eindeutiges Unterscheidungsmerkmal zu T. subulata und bei uns zu T. bolivari dar stellt. Ich muss gestehen, dass der Vergleich des Mittelkiels von T. undulata und T. tenuicornis ist nicht ganz so gut war...T. tenuiconis hat diesen auch oft recht scharf ausgebildet aber halt anders(kräftiger?)...am besten einfach ignorieren :)
Auch wenn das jetzt in eine andere Richtung geht als geplant, zeige ich zuerst die Gegenüberstellung des Mittelkiels von T. undulata und T. ceperoi. Schichtfotografie wäre besser gewesen, doch man kann es denke ich schon erkennen worum es geht...
T. undulata
T. ceperoi... Mittelkiel ist hier wesentlich geringer ausgeprägt, aber unter den überwiegend langdornigen Tetrigiden ist er ein entscheidendes Merkmal!
So aber nun zu T. undulata vs. T. tenuicornis:
zuerst der Vertex (vorderrand des Kopfes) von oben betrachtet
T. undulata...Vorderrand weit über die Augen vorragend und mehr oder weniger spitz zu laufend
T. tenuicornis...Vorderrand nur wenig über die Augen vorragend und mehr oder weniger gerad verlaufend
von der seite betrachtet mach das natürlich auch einen Uneterschied:
T. undulata... sehr spitzer Winkel, im verglech zu T. tenuicornis fast schon an eine Schanze erinnernd.
T. tenuicornis...stumpferer Winkel, eher rundlich. Hier kann man auch erkennen, dass T. tenuicornis ein etwas stärker gewölbtes Pronotum hat, wodurch sie bulliger erscheint
Hoffe ich konnte weiter helfen!
LG, Markus
Hallo Kay,
und ich setze noch einen drauf: was ich bei den sehr lehrreichen Bildern von Markus noch (etwas schematisch und überzeichnet) einzeichne ist der Verlauf des Vertex-Vorderrandes (rot) bzw. den Vertex-Mittelkiel (türkis). Das ist für mich auch ein recht gut erkennbares Merkmal: bei undulata hört dieser Kiel eigentlich immer an der Kante des Vorderrandes auf:
bei tenuicornis geht der darüberhinaus, erinnert mich an 2 im Winkel von 90° ineinandergesteckte (etwas eckige) CD-Scheiben, falls Du weißt, was ich meine:
Hoffe, nicht noch mehr Verwirrung rein gebracht zu haben,
lg
Werner
Hallo Ihr beiden !
Erstmal sorry für die späte Antwort. Mir sind Eure beiden Beiträge zu meiner Anfrage einfach durch die Lappen gegangen. Das Forum ist so rege, dass ich die Neuerung an der Stelle nicht mitbekommen habe.
O hah, dass sind ja wirklich Merkmale, bei denen man sich so richtig eingucken muß. Die Unterschiede im Vertex-Vorderrand kann ich schon irgendwie erkennen. Die Vertex Außenkante trifft bei undulata deutlich winklig auf die Vorderkante. Bei tenuicornis ist kaum ein wirklicher Winkel auszumachen, der Bereich ist eher gerundet (CD, ich verstehe). Wenn ich das Merkmal „Vertex-Mittelkiel“ richtig deute (der Knubbel auf den die gelbe Linie zielt?), dann ist das zwar extremst minutiös aber doch gut nachvollziehbar (handfest).
Im Kopfprofil beider Arten sehe ich zwar gewisse Unterschiede aber ich glaube da im Feld überfordert zu sein.
Was mir aber bei Markus tenui.-Aufnahme so richtig ins Auge sticht, sind die mittleren Fühlerglieder. Vielleicht habe ich bisher zu viele perspektivisch verzerrte Aufnahmen der Art angeschaut und mehr Probleme gesehen das zu erkennen als es nötig wäre. Wenn das aber bei den meisten Tieren derartig klar ist wie bei dem hier abgebildeten, dann wäre ich beruhigt.
Außerdem ist mir noch die entgegengesetzte (konkav/konvex) Wölbung der Pronotum Vorderrandes auf beiden Aufnahmen aufgefallen. Ist das ein Merkmal für Euch oder nur Variation ?
Vielen Dank für Eure Hilfe !!!
Gruß,
Kay
Hallo zusammen,
ohne Kais Beitrag übergehen zu wollen (da er ja noch auf Antwort wartet) möchte ich hier mal ein paar Tetrix-Bilder (7 adulte Individuen und 2 Larven) einstellen, die ich letztes Wochenende am Blauen Wasser beim Alberner Hafen gemacht habe. Ich hoffe die Details sind ausreichend gut zu erkennen, so dass die Profis leichtes Spiel haben, meine Vermutungen zu bestätigen oder zu korrigieren.
Ich denke dies sind alles subulatas, wobei ich mich mit bolivari nicht auskenne, da ich den Wiki der Schweizer verwendet habe.
Bis auf ein unbestimmtes Tier sind alle weiblich. Kann es sein, dass zu bestimmten Zeiten oder Stellen ein bestimmtes Geschlecht vermehrt vorkommt?
Bei 2 finde ich den Augenabstand nicht allzu groß (beim 4.Bild u.re.) aber noch ausreichend für sub.
Der Mittelkiel erscheint 2x gewellt (o.re.) oder täuscht das?
Nummer 3 habe ich als kurzdornige subulata bestimmt
Nummer 5 ebenfalls kurzdornige sub.
Bei Nummer 6 konnte ich das Geschlecht nicht bestimmen, weiters finde ich den Augenabstand ziemlich klein
und den Stirngipfel rel. stumpf
Das gleiche gilt für den Kopf von 7
Hier noch zwei Larven, vorsichtig mit undulata angesprochen
Ich versuche in Zukunft bessere Bilder zu machen, die sind doch teilweise noch ziemlich unscharf, ich hoffe dass die Profilaufnahmen brauchbar sind. Und nun dürfen die 'Alten Hasen'
Servus Lorin!
Oh, da hat ja noch keiner geantwortet - sorry! Hab gerade gesehen, dass ich am 4.9. schon mit einer ausladenden Antwort begonnen, sie aber dann anscheinend nicht fertig geschrieben habe. Die war aber viel zu umfangreich, deswegen nochmal neu, aber etwas kürzer;-)
Ich sehe die Fotos zwar jetzt nur am Handy, es ist aber mE alles subulata. Auch die Larven, aber bei denen bin ich vorsichtiger. Undulata ist es u.a. deshalb nicht, weil man diese Art in Österreich nicht in Feuchtlebensräumen des östlichen Flachlandes finden wird. Die legt dann erst im Wienerwald los und geht von dort westwärts und süd(west)wärts. Auch im Wald- und Mühlviertel kommt sie vor. Sie ist bei uns eine Art der Collin- bis Montanstufe.
Deine adulten Tiere sind teilweise etwas merkwürdig, weil sie sehr kleine Augenabstände haben und der Kopfgipfel kaum über die Augen vorsteht. Was aber meist sehr schön zu sehen ist, ist zum Einen die subulata-typische Fühlerfärbung: gelbbraun mit dunkler Spitze. Dieses Merkmal ist zwar mit Vorsicht zu genießen (muss bei subulata nicht unbedingt so sein), aber wenn es so deutlich ist wie zB bei Deinem ersten oder zweiten Tier, kann es fast nichts anderes sein. Zum Anderen sind die Hinterschenkel immer sehr schlank - auch das spricht für subulata.
Vielleicht hängen die etwas atypischen Merkmalsausprägungen am Kopf indirekt mit der Kurzdornigkeit der Tiere zusammen? Irgendetwas scheint ja bei kurzdornigen Exemplaren anders zu sein (sonst wären sie ja nicht kurzdornig), womöglich wirkt sich dieses unbekannte Etwas ja auch auf die anderen Merkmale aus? Der Gedanke ist mir eigentlich bisher noch nie gekommen, aber wenn ich so drüber nachdenke... Das werde ich auf jeden Fall weiterverfolgen!
Wichtig bei der Bestimmung von Tetrigiden - den 'besten' Heuschrecken von allen;-) - ist immer die Merkmalskombination, wobei es natürlich Merkmale gibt, die schlagkräftiger sind, und solche, die sehr variabel sein können. Zu zweiterer Gruppe zählen zB die Kopfmerkmale (Augenabstand etc.), die in der Literatur immer als prioritär dargestellt werden, es aber in der Realität nicht unbedingt sind, wie man bei Deinen Tieren schön sehen kann.
Werde versuchen, auf Deine Tiere einzeln einzugehen, wenn ich wieder (in Ruhe) am PC sitze. Vielleicht meldet sich ja aber auch wer anderer vorher zu Wort (was ich sehr begrüßen würde!)...
Markus und ich haben übrigens am Blauen Wasser auch schon mal intensiv gesucht, und ebenfalls nur subulata gefunden. Bzw. muss ich nachschauen, ob nicht vielleicht auch tenuicornis dabei war. Nach bolivari haben wir dort leider vergeblich gefahndet.
Wurde nun doch etwas länger, wie ich sehe...;-)
LG,
Günther
Servus Günther,
danke für deine Antwort. Ist ja doch schon etwas ausführlicher geworden ;-)
Den Gedanken zur Kurzflügeligkeit finde ich als sehr interessant (Stichwort Entwicklungsgenetik), da sollte man wirklich mal die verschiedenen Proportionen mit den Langflüglern vergleichen. Jedoch finde ich auch, dass nicht nur die Fühlerglieder, sondern auch der Augenabstand auf unterschiedlichen Bildern des gleichen Individuums zuweilen verschieden groß erscheint, hätte das eigentlich als ein sehr solides 'Foto'-Bestimmungsmerkmal betrachtet (ist es wahrscheinlich dennoch). T. tenuicornis hab ich dort in der Nähe auch gefunden, oben auf dem Hafendamm, bolivari würd ich gerne mal in live sehen, da wart ihr im Prater erfolgreich, wenn ich mich recht erinnere?
Und im Gegensatz zu subulata ist undulata also quasi die Gelbbauchunke der Tetrigiden, alles klar
Bin jetzt übrigens stolzer Besitzer eines Bat-Detektors, jetzt könnte es gerne noch einmal wärmer und wieder regenärmer werden , bisher knackt es nur aus dem Innenhof ins Zimmerfenster herein.
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