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#1

Psophus stridulus - kann das sein?

in Bestimmungsfragen 16.07.2011 19:33
von Christine • 1.226 Beiträge

Hallo,

nachdem ich heute wegen Autolosigkeit (ohne wäre es eine Weltreise gewesen) nicht zum Heuschrecken-Losen konnte, bin ich nur bei uns in der Umgebung herumgegangen. Hab wieder einen Waldbach (in Hasendorf/Techelsberg), der vom Habitat her sehr für Cordulegaster gepasst hätte, begutachtet - leider nichts.
Aber daneben gab es eine Magerwiese, wo sich echt ein Krimi abgespielt hat.
Habe immer in Abständen von mehreren Minuten so ein Knarren gehört, wie von einem alten Baum im Wind oder wie von einem Lagerfeuerprasseln. Nachdem ich nicht wusste, wie weit das Vieh weg ist, hab ich mich langsam angenähert, nach dem Kinderspiel: Kaiser, wieviel Schritte darf ich gehn.
Auf einmal ist ein Tier mit roten Flügeln und diesem Knarrton an mir vorbei geflogen. Habe es verfolgt und hier sind die Fotos, besser ging es nicht.
Nach den roten Flügeln und dem Ton kann es eigentlich nur Psophus stridulus gewesen sein? Das Habitat war eine Magerwiese, aber nicht trocken, es gab sogar sumpfige Stellen.






Und dann ... die nächste Überraschung in derselben Wiese!
Es gab so ein Geräusch wie mi-jau-mi-jau-mi-jau, wobei das mi immer etwas tiefer und kürzer war als das jau. Hab den Verursacher schließlich entdeckt und bin auf Stenobothrus lineatus gekommen, für mich neu! Daneben hab ich noch so Tick-Laute gehört, dachte dort eventuell an Conocephalus fuscus, aber das könnte zum Werbegesang von lineatus gehört haben, laut "Die Heuschrecken der Schweiz" ( hab ich seit heute, echt unverzichtbar, wird meine neue Lieblingslektüre!).



Zu guter Letzt hab ich noch bei meinem vorjährigen Pezotettix-Fundplatz nachgeschaut - davon natürlich keine Spur - aber eine Leptophyes albovittata hab ich dort am Rand des Ackers gefunden.


Die erste Ruspolia-Larve heuer hab ich dort auch gefunden:


Ich hoffe, meine Bestimmungen sind richtig. Auf alle Fälle war es ein erfolgreicher Tag!

Lg
Christine

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#2

RE: Psophus stridulus - kann das sein?

in Bestimmungsfragen 17.07.2011 00:12
von Günther • 2.336 Beiträge

Hi Christine,

ja, Deine Tiere hast Du bravourös bestimmt - toll, was sich bei Dir abspielt!
Psophus ist finde ich immer eine ganz besondere Heuschrecke, die wirkt mit ihrer oftmals schwarzen Färbung und ihrer Kräftigkeit irgendwie so martialisch und unverwüstlich..
Auch der lineatus ist korrekt. Mit dem Miau-Vergleich tu ich mir zwar a bissl schwer, aber ich kann mir im Ansatz vorstellen, was Du meinst. Der hat so ein leises, aber sehr intensives Reiben als Gesang, nicht weit zu hören. Ihm zuzuschauen, wie er dabei seine Hinterschenkel "genussvoll" an den Flügel reibt, ist jedes Mal ein äußerst nettes Erlebnis. Kann mir schon vorstellen, dass die Weibchen darauf fliegen, das hat für meinen Eindruck immer irgendwie was leicht Laszives.
Sorry für die anthropomorphen Vergleiche, aber die Heuschrecken und v.a. deren Gesänge hinterlassen einfach oft einen bestimmten Eindruck, den man nicht selten "vermenschlicht". Ist ja aber auch nix Schlechtes dabei...

Schade, dass Du nicht in Ritzing dabei warst, es war wiedermal sehr aufschlussreich und höchst erbaulich (und erbrachte immerhin zwei neue Arten für mich!). Ist aber wirklich ein langer Weg aus Kärnten, Du hättest damit wohl um Längen den Anreiserekord zu dieser Veranstaltung geschlagen..

LG,
Günther

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#3

RE: Psophus stridulus - kann das sein?

in Bestimmungsfragen 17.07.2011 22:21
von Christine • 1.226 Beiträge

Hallo Günther,

danke für deine Bestätigung. Das "miau" ist wirklich nicht so gut gewählt, aber ich versuch mir immer, Silben zu merken, z.B. bei der Tannenmeise "wize". Beim lineatus ist es eher eine Sirene?
In Ritzing wart ihr nur so ein kleines, erlesenes Grüppchen? Ich hab da eigentlich an einen Massenauflauf mit Bussen und so gedacht!

Der Einfachkeit halber schreib ich gleich hier weiter:
Heute hab ich SCHON WIEDER eine für mich neue Art entdeckt, aber diesmal tu ich mir schwer mit der Bestimmung. Der Gesang war wie ein stotternder Motor, langsamer als biguttulus, aber schneller und viel länger als parallelus.
Hab jetzt Bücher gewälzt und CD abgehört und hab das Vieh auf 2 Vermutungen eingegrenzt: Omocestus viridulus oder Stenobothrus stigmaticus. (Wobei mir der Gesang eher nach viridulus klingt.)
Chorthippus scheidet aus wegen der fehlenden Flügelerweiterung und der runden Gehöröffnung (glaube ich), Omocestus rufipes wegen dem hellen Bauch.



Dann habe ich noch ein zweites Tier fotografiert, das ich nicht direkt beim Singen erwischt habe, gehört es zur gleichen Art? Leider sind wesentliche Bestimmungsmerkmale zu dunkel oder von einem Grashalm verdeckt, aber ich denke, es ist ebenfalls kein Chorthippus? Die Seitenkiele erscheinen mir aber etwas stärker geknickt als beim ersten.



Gefunden habe ich die Tiere auf einer fetten Mähwiese in der Wiederschwing, zwischen Feldkirchen und Kleinkirchheim. Seehöhe ca. 700 m oder etwas höher, muss ich noch genau nachschauen.

Es gab dort auch einen echt Cordulegaster-verdächtigen Bach, war aber leider wieder nichts für Wolfgang dabei.

Freue mich auf Meinungen zu meinen neuen Tieren! :-)

lg
Christine

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#4

RE: Psophus stridulus - kann das sein?

in Bestimmungsfragen 18.07.2011 00:50
von Günther • 2.336 Beiträge

Hi Christine,

das erste Tier sollte wirklich O. viridulus sein. St. stigmaticus ist auffallend klein, das wäre Dir sicher aufgefallen.

Beim zweiten tu ich mir schwer. Du hast schon recht, die Seitenkiele sind wirklich stärker gebogen. Müsste ich mich entscheiden, würde ich aber auch hier auf obige Art tippen. Doch da kann sicher noch jemand bessere Auskunft geben...

LG,
Günther

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#5

RE: Psophus stridulus - kann das sein?

in Bestimmungsfragen 18.07.2011 07:41
von hospiton • 2.720 Beiträge

Hallo Christine!

Ein Lob Deiner analytischen Vorgehensweise, weiter so!

LG

Werner

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#6

RE: Psophus stridulus - kann das sein?

in Bestimmungsfragen 18.07.2011 20:29
von WSW • 1.034 Beiträge

Beide Tiere sind Omocestus viridulus. Der Gesang erinnert an einen tickenden Wecker, sehr leicht zu merken.

Bezüglich Cordulegaster biegen wir jetzt langsam in die Zielgerade, bzw. könnte ich mir vorstellen, dass im warmen Kärnten der Flug bereits zu Ende geht. Gerade bei heros hab ich eben zudem festgestellt, dass der Flug über den Tag sehr unterschiedlich sein kann und sich öfters auf die Abendstunden konzentriert.

An sich ist noch nichts verloren, bis in den Oktober lassen sich nun die Larven rel. leicht in den Feinsandbänken nachweisen.

VG Wolfgang

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