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#1

Südportugal im Februar - ein Geheimtipp!

in Beobachtungen außerhalb Österreichs 17.03.2018 22:32
von hospiton • 2.720 Beiträge

Liebe Leute,

nachdem es nun endlich wieder Winter wird, habe ich Zeit, meinen Februarurlaub ins Forum zu stellen ...
Aus der Notlösung wurde eine neue Februar-Destination für uns - ursprünglich war eigentlich wieder eine Kanareninsel geplant, aufgrund der Niki- und Air Berlin-Pleite waren da aber keine passenden Flüge mehr zu bekommen, also wurde es Südportugal, und zwar die Region Algarve. Und was soll ich Euch sagen, wir waren begeistert, Frühlingsgefühle pur, eine der schönsten Kulturlandschaft, die mir je untergekommen ist. Dort ist die Zeit stehen geblieben und man erkennt deutlich, wie wichtig es wäre, für eine intakte Biodiversität einen Schritt zurück zu machen in Sachen Landwirtschaft - Kindheitserinnerungen kamen in mir auf! Und, Dank meiner Frau hatten wir natürlich wieder Wetterglück, es ist zwar um diese Jahreszeit oft noch recht frisch, aber ein windgeschütztes Sonnenplatzerl findet man allemal und man kann so richtig den "Frühling wie damals" genießen. Also begleitet mich auf dieser Reise mit diversen Eindrücken und um den Beitrag nicht in den off-topic Bereich zu verschieben, kommen auch ein paar Hüpfer vor, aber ich muss gestehen, ich habe mich diesmal nicht angestrengt, viel zu bestimmen - auch war um diese Jahreszeit noch kaum etwas los, ausser den typischen "Winter-Caelifera" fand ich keine einzige Ensifera-Larve, nur diverse Grillen waren zu sehen/hören.
Für Maria: Wir flogen nach Faro, von dort mit Mietauto ca. 40 km nach Norden in das kleine Städtchen Salir, wo wir unser Quartier



hatten, und von dort Sternfahrten rundherum machten.
Vom feinsten war die gerade voll einsetzende Mandelblüte





und auch andere, tlw. unbekannte Blüten. Häufig zu sehen war Astragalus lusitanicus



verschiedene Narzissenarten



Krokusse



Südlicher Steinsame und eine erste Ragwurzart




und einige unbekannte, wer was kennt, bitte melden!





überraschend für diese Jahreszeit waren einige bereits zu Blühen beginnende Arten, welche im Mediterran erst im Mai zu sehen sind und auch lt. Reiseführer frühestens ab April zu sehen sind, wie z. B. Schopf-Lavendel und Lack-Zistrose




Ob die Osterluzei-Art Aristolochia baetica



auch die Futterpflanze vom schönen Zerynthia rumina



ist, konnte ich nicht feststellen, lt. Lepiforum werden hauptsächlich A. pistolochia belegt. Ein weiterer auffälliger Tagfalter und für mich neu war der Bläuling Tomares ballus



Für Ornithologen ist es auch ein Eldorado, für mich als Halbkenner waren viele tolle und auch neue Vögel dabei, in dieser Felswand



konnte ich z. B. meine ersten Blaumerlen hören und sehen! Ansonsten Grauammern allerorts, Blauelstern (die "Unfotografierbaren", haben mich ziemlich geärgert ob ihrer großen Fluchtdistanz!), Steinkäuze, einen Gleitaar, Hauben- und/oder Theklalerchen



vor allem in der Stadt Silves massenhaft Störche



Schwarzkehlchen auch recht häufig



Bei unseren seltenen Küstenausflügen diverse Möwenarten (da halte ich mich mit Bestimmungsversuchen lieber zurück)



und in solchen Lagunen



diverse Limikolen und sonstige Wasservögel, wie Flamingos, Löffler, Stelzenläufer, und, und, und...






Herpetologisches:




in diesem Bach



konnten wir zwei Mauremys leprosa, die Maurische Bachschildkröte, erspähen, auch Treppennattern kamen uns unter.

Bevor ich noch zu den Orthopteren komme, ein paar Impressionen wie gehabt








dies sind keine Tee-Terrassen in Bali...



Die hierzulande unter Algarve bekannte Küstenlandschaft haben wir übrigens gar nicht besucht, der Anblick aus der Ferne hat uns gereicht :



Hier noch einer aus der Rubrik "SLK"



So, nun noch die versprochenen Protagonisten unseres Forums:

Geile Tiere sind diese Steinschrecken(-larven?), vermute ich einmal (beim googeln bin ich auf Euryparyphes terrulentus gestoßen, wenn jemand bessere Ideen hat, nur zu!)




Pezotettix giornae sah ich auch immer wieder, u. A. waren aber auch diese Farbvarianten dabei, wo ich schon zum Zweifeln anfing, ob dies überhaupt welche sind?


Bei den Sandschrecken habe ich diesmal gar nicht angefangen mich "reinzuknien"



evtl. war auch Sphingonotus nodulosus dabei?



Endlich finden konnte ich auch die schon aus Korsika nur akustisch bekannte Natula averni, eine winzig kleine Grillenart, welche an Gewässern im Röhricht wohnt



Was uns halt im Süden u. A. so gefällt ist diese Genügsamkeit und auch der Umgang mit den Resourcen, was bei uns als "Schlamperei" oder als "Armuts-Zeignis" gilt, finde ich eher eine phantasievolle Gabe, die Freizeit sinnvoller zu nützen als Häckseln, Rasenmähen, Renovieren, etc. Folgende Artikel wären bei uns wohl nur mehr am Altstoffsammelplatz zu finden, so aber zieren sie dort die Landschaft!




Und - meiner Frau habe ich nicht nur das schöne Wetter zu verdanken, auch viele Bilder sind diesmal von ihr, weil ihre geliebte Analogkamera am zweiten Tag ihren Geist aufgab und sie mir daher meine digitale vom Leib riss...

Schönen Saisonstart wünsche ich Euch noch und alle, die nach meinem letzten Reisebericht zu wenig Bilder urgierten - heute sind es fast 50 geworden - Ätsch!

Werner


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#2

RE: Südportugal im Februar - ein Geheimtipp!

in Beobachtungen außerhalb Österreichs 18.03.2018 21:29
von Phaneroptera • 79 Beiträge

Hallo Werner,

bei der Steinschreckenlarve handelt es wahrscheinlich eher um Ocnerodes fallaciosus Laut der Pamphagiden-Monographie von Spanien und Portugal kommen in Südportugal nur O. fallaciosus und Acinipe paulinoi vor. Euryparyphes terrulentus wurde 2014 im Castro Verde SPA das erste Mal für Portugal nachgewiesen. Die Fundorte liegen ca. 60 km nördlich von Salir. Auf www.orthoptera.ch unter News ist ein kleiner Beitrag zu dieser Neuentdeckung mit Link zu einer Veröffentlichung. Die nächsten Funde in Spanien liegen nordwestlich von Huelva ca. 100 km östlich von Salir. Auf www.iucnredlist.org sind alle drei Arten mit Verbreitungskarten (Arealkarten ohne Fundpunkte) verzeichnet. Salir liegt im Areal O. fallaciosus.

Das Pronotum ist bei O. fallaciosus stärker gewölbt als bei E. terrulentus. (Auf den Zeichnungen in der Pamphagiden-Monographie sehr gut zu sehen.) Die Färbung ist bei O. fallaciosus oft rostbraun oder grau mit rostbraunen Flecken wie bei deiner abgebildeten Larve. E. terrulentus ist meist einfarbig grün oder grau oder braun-schwarz. Rostbraune Farbmorphen kommen aber auch vor. O. fallaciosus ist von März bis Juni adult. E. terrulentus von April bis Juli/August.

Literatur: Vicente Llorente del Moral y Juan Jose Presa Asensio: Los Pamphagidae de la Peninsula Iberica. - Murcia, 1997, 248p. Als Download unter www.researchgate.net

VG
Richard

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#3

RE: Südportugal im Februar - ein Geheimtipp!

in Beobachtungen außerhalb Österreichs 18.03.2018 22:08
von hospiton • 2.720 Beiträge

Hallo Richard,

hab vielen Dank für Deine wertvollen Hinweise, werde ich mir in einer freien Minute zu Gemüte führen! Wie gesagt, ich habe mich in diesem (Familien-)Urlaub nicht so sehr angestrengt bzgl. Bestimmungen, um so wertvoller sind Deine Recherchen. Nun, das abgebildete (stammt übrigens vom Rocha da Pena) Tier war halt das fotogenste und auch farbenprächtigste. Ich sah noch öfter solche Larven, hier noch eine andere Farbmorphe von einem anderen Fundort:



Passt die Deiner Meinung auch noch von Morphologie und Farbgebung zu fallaciosus - sieht doch "flachpronotiger" aus?

LG

Werner


zuletzt bearbeitet 18.03.2018 22:09 | nach oben springen

#4

RE: Südportugal im Februar - ein Geheimtipp!

in Beobachtungen außerhalb Österreichs 19.03.2018 11:36
von Maria Z • 1.529 Beiträge

Danke lieber Werner,

für die vielen Gusto-machenden Fotos und die speziellen Hinweise; bin hin und her gerissen zw. Begeisterung und Neid..

bei den noch nicht bestimmten Pflanzenbildern-das erste Foto: hast du Pistazie in Erwägung gezogen? und Nr. 3 eventuell eine Ziestart?

LG Maria

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#5

RE: Südportugal im Februar - ein Geheimtipp!

in Beobachtungen außerhalb Österreichs 19.03.2018 11:48
von hospiton • 2.720 Beiträge

Liebe Maria,

danke und freut mich, dass ich Dich zu diversen Freudentaumeln (wie ist da eigentlich der Plural) motivieren kann.

Bei den Pflanzenbildern dachte ich mir vor Ort, ist eh alles klar, hab es aber vergessen - klar, Pistazie erscheint logisch, das 2. wird wohl eine Grevillea-Art sein (war im Stadtbereich im öffentlichen Grün, also nichts Einheimisches) und Ziest - schon möglich, hab mich da auch noch nicht weitergebildet....

LG

Werner


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#6

RE: Südportugal im Februar - ein Geheimtipp!

in Beobachtungen außerhalb Österreichs 28.03.2018 21:10
von JarJar • 614 Beiträge

Hallöchen Werner,

tolle Gegend, toller Bericht, spannende Arten! Werde an Pfingsten auf die Azoren fliegen. Dort gibts allerdings kaum Heuschrecken...
Bei einer Pflanze kann ich dir zumindest ein Stückchen weiter helfen. Bild 3 deiner unbekannten Arten zeigt Fedia sp. Da gibts im Mittelmeer aber wohl so einige Arten die nicht so leicht zu unterscheiden sind.

Herzliche Grüße aus Süddeutschland,
Christoph

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#7

RE: Südportugal im Februar - ein Geheimtipp!

in Beobachtungen außerhalb Österreichs 29.03.2018 07:26
von hospiton • 2.720 Beiträge

Hallo Christoph!

Danke für Lob und den Hinweis auf Fedia - diese Gattung ist mir noch nie untergekommen, weder optisch noch schriftlich, wieder ein Puzzlestück hinzugefügt!

Danke und liebe Grüße!

Werner


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